nd-aktuell.de / 16.02.2012 / Brandenburg / Seite 12

Cottbus gegen Rechtsextreme

Aktionsbündnis gegen NPD-Aufmarsch

Cottbus (dpa). Die Stadt Cottbus erinnerte an diesem Mittwoch an die Opfer des alliierten Luftangriffes zum Kriegsende. Gleichzeitig wehrte sie sich gegen Rechtsextremisten.

Mit dem Läuten von Kirchenglocken und in Friedensgebeten sollte der 1000 Menschen gedacht werden, die im Bombenhagel vor 67 Jahren ums Leben kamen, zwei Tage nach dem Angriff auf Dresden. Tausende Bürger hatten bereits am Montag in der sächsischen Landeshauptstadt der Opfer der Luftangriffe auf die Stadt gedacht und gleichzeitig mit einer Menschenkette gegen Neonazis protestiert.

Unter dem Motto »Cottbus bekennt Farbe« formierte sich ein Aktionsbündnis, um mit einem Demonstrationszug gegen einen Aufmarsch der rechtsextremen NPD zu protestieren. (Nach Redaktionsschluss dieser Seite.)

Das demokratische Bündnis umfasst Vertreter der Stadt, Vertreter von Parteien, Gewerkschaften, Verbänden und Vereinen. Der Zusammenschluss tritt für ein friedliches Miteinander ein. Außerdem plant die Initiative »Cottbus Nazifrei«, die sich aus Vereinen der Jugendkultur zusammensetzt, friedliche Blockaden gegen den NPD-Aufmarsch. In das Gedenken sollen auch die 182 Todesopfer rechtsextremer Gewalt in Deutschland seit 1990 einbezogen werden.

Die Polizei erwartete mehr als 200 NPD-Anhänger. Sie wollte mit einem Großaufgebot einen Zusammenstoß der Bürger mit dem etwas am Stadtrand verlaufenden Neonazi Aufmarsch verhindern.

Die Gewerkschaft der Polizei hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, dass nach geltendem Recht nur kurzzeitige und gewaltfreie Sitzblockaden zulässig sind. Unter den Stadtverordneten von Cottbus sind auch zwei NPD-Mitglieder.

Bei dem Luftangriff auf Cottbus hatten amerikanische B 17-Bomber am 15. Februar 1945 den Lausitzer Eisenbahnknotenpunkt. Auch Teile der angrenzenden Südvorstadt waren zerstört worden. Zu den Toten gehörten hunderte Ostflüchtlinge in Eisenbahnwaggons auf dem Bahnhofsgelände. Ungefähr 13 000 Einwohner wurden verloren ihre Wohnungen.

Neonazis hatten in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, die Bombenangriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg umzudeuten und Nazi-Deutschland als Opfer des Bündnisses hinzustellen.

Die Rechtsextremen um die NPD sind in Deutschland weiter unter Druck geraten, nachdem mit den Ermittlungen gegen die Zwickauer Neonazi-Zelle begonnen wurde. Dem Trio werden zehn Morde aus fremdenfeindlichen Motiven zur Last gelegt. Eine Verdächtige sitzt in Untersuchungshaft.