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Druckabfall beim Gashändler

Preiseinbruch bei Erdgas sorgt in VNG-Bilanz für rote Zahlen / Hoffnung für 2012

  • Hendrik Lasch, Leipzig
  • Lesedauer: 3 Min.
Der ostdeutsche Gashändler VNG hat 2011 trotz eines gestiegenen Absatzes hohe Verluste hinnehmen müssen, hofft aber für 2012 auf Besserung.

Zu teuer eingekauft und billig verkauft: So lässt sich eine Entwicklung beschreiben, die der Leipziger Verbundnetz Gas AG im Jahr 2011 die Bilanz verhagelte. Zwar hat das Unternehmen seinen Gasabsatz erneut um über sechs Prozent steigern können; die Kurve zeigt seit Jahren stetig nach oben. Die Gewinne aber schmolzen bereits seit 2008 und blieben jetzt erstmals gänzlich aus. Statt dessen wurden 260 Millionen Euro Verluste eingefahren. Für die gesamte Gruppe, zu der auch ausländische Töchter gehören, liegt das Minus bei 211 Millionen Euro. Die Bilanz sei »nicht befriedigend«, gestand Vorstandschef Karsten Heuchert. Die Aktionäre, darunter zehn ostdeutsche Kommunen, bekommen keine Dividende. Auch die Ausgaben für Vorstandsgehälter sanken.

Hauptgrund für den Einbruch sind der Preisverfall einerseits und die aus langfristigen Verträgen mit Lieferanten resultierenden Kosten andererseits. Seit die USA durch die Ausbeutung von Schiefergasfeldern zum Selbstversorger geworden sind, gibt es ein weltweites Überangebot an Erdgas. In der Folge purzeln die Preise. Die VNG kann davon zwar bei Käufen auf dem Spot- und Terminmarkt profitieren, deren Anteil stetig wuchs und jetzt bei 41 Prozent liegt.

Daneben aber hat das Unternehmen langfristige Verträge abgeschlossen. 29 Prozent des Bedarfs werden in Russland gedeckt, Tendenz sinkend. Weitere 17 Prozent kommen aus Norwegen und 13 Prozent aus Deutschland. Zen-trale Aufgabe bleibe die Anpassung der Verträge an die neuen Bedingungen, betont Heuchert. Im Fall von Gazprom sei das jetzt für 2012 gelungen. Mit anderen Lieferanten sei man in Gesprächen - oder setze sich vor Schiedsstellen auseinander. Details dazu nannte Heuchert allerdings nicht. In Zukunft will VNG auch zehn Prozent seines Bedarfs aus eigener Förderung decken, wozu man sich in Norwegen an der Gassuche beteiligt. Das wird aber erst nach 2020 der Fall sein.

Die Einigung mit der russischen Gazprom lässt immerhin für 2012 auf bessere Zahlen hoffen. Er erwarte eine »spürbare Verbesserung« der Geschäfte und deshalb Zahlen wie im vorigen Jahr, als es die VNG auf 59 Millionen Euro Gewinn brachte. Nachdem die Verluste für 2011 aus den Rücklagen beglichen wurden, sollen diese zunächst wieder aufgefüllt werden - was für Aktionäre erneut bedeuten dürfte, dass die Dividende entfällt.

Unklar ist, welche Folgen die unattraktive Bilanz für Pläne des südwestdeutschen Energieversorgers EnBW hat, von dem es zuletzt hieß, er erwäge einen Einstieg bei der VNG. Heuchert erklärte gestern diplomatisch, man sei »interessiert an zuverlässigen, stabilen Aktionären«; weitere Kommentare verkniff er sich. Derzeit zählen zu den Aktionären neben den Kommunen auch Gazprom, die Oldenburger EWE sowie Wintershall.

Keine Auswirkungen haben die miesen Zahlen auf die Beschäftigung. In der VNG-Gruppe arbeiten 1343 Menschen, 112 weniger als 2010. Grund dafür sind laut Geschäftsbericht aber Verkäufe von Töchtern. Eine Preisgabe weiterer Beteiligungen wird offenbar geprüft. Für einen Rückzug von dem regionalen Gasversorger Mitgas, über den spekuliert worden war, gibt es nach den Worten Heucherts aber »keine konkreten Pläne«.

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