nd-aktuell.de / 18.02.2012 / Brandenburg / Seite 16

Abstand zur Realpolitik

CDU-Landeschefin Ludwig lieferte Beitrag für Rechtsaußenblatt »Junge Freiheit«

Andreas Fritsche

Früher sorgte es im linksalternativen Spektrum noch schnell und zuverlässig für lautstarke Empörung, wenn brandenburgische CDU-Landesvorsitzende wie Jörg Schönbohm oder Saskia Ludwig der Rechtsaußen stehenden Wochenzeitung »Junge Freiheit« ein Interview gaben. Inzwischen ist eine gewisse Ermüdung eingetreten. So reagierte auf den jüngsten Fall zuerst der FDP-Landesvorsitzende Gregor Beyer.

Denn Saskia Ludwig hatte für die aktuelle Ausgabe der »Jungen Freiheit« einen Beitrag geliefert, in dem sie enttäuschten Wählern der FDP als Alternative die CDU anbot und den Berliner Kreis der CDU vorstellte, dem sie selbst angehört. Sie nannte den Kreis »basisliberal«. Ludwig führte aus: »Wir bekennen uns zum Konkreten, wie unserer Nation, unserer Herkunftslandschaft und unseren Familien. Dieses Bedürfnis nach Verortung ist den linken SED-Nachfolgern in Brandenburg, aber auch einem Sozialdemokraten wie Matthias Platzeck fremd.«

»Es entsteht der Eindruck, dass die CDU-Vorsitzende Populismus mit Liberalismus verwechselt«, meinte FDP-Landeschef Beyer. Bei der CDU unter Saskia Ludwig werde »eine kontinuierliche Tendenz erkennbar, mit der sie sich aus dem realpolitisch denkenden Spektrum der demokratischen Parteienlandschaft« entferne.

Linksfraktionschefin Kerstin Kaiser fragte sich zunächst, ob sie den »ideologischen Erguss« Ludwigs ernst nehmen muss. »Man muss ihn aber wohl ernst nehmen«, sagte sie am Freitag. In dem Beitrag gehe es zwar vordergründig nur um das Verhältnis zur FDP. »Allein die Wahl des Mediums zeigt aber, Saskia Ludwig liebäugelt mit dem rechten Rand«, erklärte Kaiser. »Die Absicht wird ganz deutlich.«

Grünen-Landeschefin Annalena Baerbock rügte, Ludwig begehe einen Tabubruch, indem sie die »Junge Freiheit« zu einem Medium des demokratischen Spektrums aufwerte.

Die »Junge Freiheit« ist kein rechtsextremistisches Hetzblatt. Es wird klug formuliert und geschickt zitiert. Trotzdem finden sich zweifelhafte Thesen in Hülle und Fülle. Nur einige Beispiele aus der aktuellen Nummer: Da ist von einem Anderssein der Deutschen die Rede und davon, dass Deutschland in der Eurokrise wegen der braunen Flecken in seiner Vergangenheit vom Ausland für erpressbar gehalten werde. Da wird von einem »geschichtsklitternden Geist« deutsch-polnischer Schulbuchempfehlungen geschwafelt und von »völkerrechtswidriger Annexion« deutscher Ostgebiete. Es wird gelobt, dass die Behauptung eines unterdurchschnittlichen Intelligenzquotienten der farbigen Bevölkerung zwar auch in den USA für Aufruhr sorgte, die Forschung zu solchen Fragen dort aber anders als in der BRD niemals zur Disposition gestanden habe.