nd-aktuell.de / 18.02.2012 / Brandenburg / Seite 13

GEW warnt vor Kita-Krise

Konflikt zwischen Personalmangel und Anspruch auf Kitaplatz absehbar

Kai Schubert

Neuer politischer Zündstoff kündigt sich an. Die Berliner Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußert erhebliche Zweifel an der Bildungspolitik des neuen Senats. Dieser plant bis zum Jahr 2015 die Einrichtung von 19 000 zusätzlichen Kitaplätzen. Sie sind laut Koalitionsvereinbarung zwischen SPD und CDU vorgesehen, um den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz für Kinder ab drei Jahren zu realisieren. Geplant sei außerdem der »qualitative und quantitative Ausbau« von Krippen und Kindergärten.

Trotzdem warnt die GEW vor einem Personalnotstand bei den Erziehern und befürchtet ein Absenken der Betreuungsqualität der Kitas. Nur 65 Prozent der Ausgebildeten fänden einen Arbeitsplatz in einer Berliner Kita. Der Senat müsse darum dringend die Berufsperspektive für Erzieher verbessern, etwa durch eine bessere Bezahlung der Pädagogen. Berlin bilde hier im Ländervergleich das »Schlusslicht«.

Der Senat setzt bewusst auf die Öffnung des Berufs für Nichtakademiker durch berufsbegleitende Ausbildung. Die Gewerkschaft fordert dagegen einen Ausbau der universitären Ausbildung zur Sicherung des Qualitätsniveaus sowie Werbung für den Beruf des Erziehers. Bei der Senatsbildungsverwaltung sieht man keinen Handlungsbedarf. Es sei »wenig hilfreich, mit Fantasiezahlen zu dramatisieren«, sagt Sprecher Torsten Metter.

Zweifel am Konzept des Senats bleiben trotzdem, immerhin macht die GEW einen zusätzlichen Bedarf von 5575 Erziehern bis 2015 aus. Obendrein sei auch die bisherige Situation in den Kitas bereits unbefriedigend. Die GEW fordert unbefristete Vollzeitstellen für Pädagogen, auch um den psychischen Druck der Prekarität zu mindern. Dies trage auch zur Bindung an den Beruf bei. Zur Verbesserung der Erziehung sei mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung zu gewähren, was mehr Stellen erfordere. Neue Ausbildungsberufe wie der Sozialassistent, für den es keine passenden Stellen gebe, seien hingegen unnötig.

Berliner Eltern kämpften mit einem Volksbegehren für bessere Betreuung und Förderung in Kindertagesstätten sowie qualifizierteres Personal. Nach einer weitgehenden Übernahme der Forderungen durch den Senat schien die Krise gelöst.