nd-aktuell.de / 23.02.2012 / Politik / Seite 1

Merkel bittet um Verzeihung

1200 Gäste kamen im Berliner Konzerthaus zusammen, um der Opfer der Mordserie von Neonazis zu gedenken. Kanzlerin Angela Merkel versprach den Angehörigen eine umfassende Aufklärung der beispiellosen Verbrechen.

Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Angehörigen der von Neonazis ermordeten Menschen um Entschuldigung gebeten. Es sei besonders beklemmend, dass Verwandte der Opfer zu Unrecht von Ermittlungsbehörden verdächtigt worden seien: «Dafür bitte ich Sie um Verzeihung», sagte Merkel am Donnerstag als Hauptrednerin während einer Gedenkfeier für die neun ermordeten Kleinunternehmer türkischer und griechischer Herkunft sowie für eine deutsche Polizeibeamtin. Merkel versprach ein entschlossenes Eintreten des Staates gegen Rechtsextremismus und Gewalt.

Die Behörden waren bei der Mordserie in einigen Fällen zunächst unter anderem von Straftaten im Drogen-Milieu ausgegangen und hatten Ermordete und Angehörige verdächtigt, darin verstrickt zu sein. «Wir fühlen mit Ihnen. Wir trauern mit Ihnen», sagte die CDU-Politikerin den Angehörigen.

Die über mehr als zehn Jahre von den Behörden unentdeckten Verbrechen seien «beispiellos für unser Land», sagte Merkel. Die Kanzlerin verlas die Namen der Getöteten und versuchte, sie mit einigen Sätzen zu beschreiben. Zu Beginn ihrer Rede bat Merkel um schweigendes Gedenken. «Mit diesem Schweigen ehren wir die Opfer der Mordserie.»

Das Zwickauer Neonazi-Trio soll für neun Morde an Menschen griechischer und türkischer Herkunft sowie an einer deutschen Polizistin verantwortlich sein, die zwischen 2000 und 2007 verübt wurden. Die Verdächtigen konnten jahrelang von den Sicherheitsbehörden unentdeckt agieren. Die Bundesbürger rief die Bundeskanzlerin eindringlich zu mehr Wachsamkeit gegenüber Rechtsextremismus auf: Intoleranz und Rassismus äußerten sich keinesfalls erst in Gewalt, sagte sie bei der Feier, zu der 1200 Gäste gekommen waren. «Aus Worten können Taten werden», mahnte Merkel. Der Kampf gegen Vorurteile, Verachtung und Ausgrenzung müsse täglich geführt werden.