Ära beendet

Volker Ratzmann verabschiedete sich aus der Berliner Landespolitik nach Baden-Württemberg

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Ende gab es versöhnliche, selbstkritische Worte. »Auch ich habe nicht immer den richtigen Ton getroffen und manches Mal zu ›stark draufgehauen‹«. Und: »Wem ich auf die Füße getreten habe, den bitte ich um Verzeihung.« Mit einer Prise Wehmut hielt Volker Ratzmann am Donnerstag seine Abschiedsrede im Berliner Abgeordnetenhaus. Der langjährige Fraktionschef der Grünen (2003 bis November 2011) verlässt die Berliner Landespolitik und wechselt Anfang März in die Landesvertretung Baden-Württembergs. Für die Berliner Grünen geht mit Ratzmanns Abgang laut Fraktionschefin Ramona Pop sogar eine »Ära« zu Ende.

Als Landeskoordinator für Europa, Justiz und Bundesangelegenheiten wird der 51-Jährige künftig der verlängerte Arm des Grünen-Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann, in der Hauptstadt sein. Berlin bleibt Ratzmann also erhalten, sein neues Aufgabengebiet ist jedoch die Bundespolitik. Die ist indes für Ratzmann kein unbekanntes Pflaster - schließlich hatte er 2008 selbst Ambitionen auf den Bundesvorsitz seiner Partei.

Dem »Ländle« ist der gebürtige Helmstädter im Übrigen seit längerem verbunden: Er leistete in Freiburg seinen Zivildienst ab, zudem ist der Anwalt seit 2009 mit der Freiburger Grünen-Bundestagsabgeordneten Kerstin Andrae verheiratet, mit der er zwei kleine Kinder hat. Wenig erstaunlich, dass sein Berliner Wahlkreis in Prenzlauer Berg lag, den böse Zungen als die größte schwäbische Exil-Gemeinde bezeichnen.

Durch seinen Wechsel dürfte Ratzmann auch wieder stärker mit Renate Künast zu tun bekommen. Deren vergleichsweise bescheidenes Grünen-Wahlergebnis in Berlin löste im November 2011 den Aufstand des linken Parteiflügels gegen den Realo Ratzmann aus, in dessen Zuge er als Fraktionschef zurücktrat. Zu viel Anbiederung an die CDU, lautete der Vorwurf der innerparteilichen Gegner. Im Falle einer Regierungsbeteiligung der Grünen in Berlin galt Ratzmann als Favorit für einen Senatsposten. Mit dem nun vollzogenen Wechsel hält er sich alle Optionen offen - vielleicht klappt es ja in Baden-Württemberg mit einem Ministerium.

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