Grönlands Austritt

KALENDERBLATT

  • Rolf Höller
  • Lesedauer: 2 Min.

Vor 30 Jahren tat Grönland einen bis dahin nie dagewesenen Schritt. Bislang hat keine europäische Regierung gewagt, ihn zu wiederholen. Die Einwohner der größten Insel der Welt entschieden am 23. Februar 1982, aus dem europäischen Staatenbund auszutreten. Der bestand seinerzeit aus zehn Mitgliedern: Zu den sechs Gründerländern hatten sich 1973 Dänemark, Großbritannien und Irland gesellt, 1981 war Griechenland hinzugestoßen.

Als Teil Dänemarks hatte Grönland den Eintritt seiner früheren Kolonialmacht in die Europäische Gemeinschaft, wie die heutige Union damals hieß, mitgemacht. Doch schon nach neun Jahren war für die 60 000 Insulaner das Maß voll. Deutsche und britische Flotten räuberten ihre Fischbestände leer, Konzerne aus diversen EG-Staaten durften in grönländischer Erde ungehindert nach Bodenschätzen stöbern. Eventuelle Gewinnbeteiligungen hätten einen Umweg über Kopenhagen genommen; nur ein kleiner Teil wäre der Inselregierung in der Hauptstadt Nuuk zugute gekommen.

Die Volksabstimmung vom 23. Februar 1982 entschied den Austritt aus der EG, der offiziell am 1. Januar 1985 über die Bühne ging. Grönland gehört nach wie vor zu Dänemark. Auch bestehen noch enge Bindungen zur EU. Und es dürfen weiterhin in den Gewässern rund um die Insel die Netze ausgefahren werden. Wie intensiv dies geschieht, regelt jedoch eine Quote. Und dafür fließen aus dem Unionssäckel jährlich 17,8 Millionen Euro. Die landen nicht mehr in Kopenhagen, sondern direkt in Nuuk.

Es gibt noch ein weiteres Inselreich, das ebenfalls Dänemark untersteht und nicht zur EU zählt. Allerdings haben die zwischen Schottland und Island gelegenen Färöer nie der Europäischen Gemeinschaft beziehungsweise der Europäischen Union angehört. Als Dänemark 1973 beitrat, entschieden sich die Bewohner anders als die Grönländer von vorn herein gegen eine Ko-Mitgliedschaft. Daher mussten die Färinger auch nie ein Kündigungsschreiben nach Brüssel schicken.

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