Vereine im »Ghetto«

Polnischer Sozialrat bemängelt Integrationspolitik

  • Lesedauer: 1 Min.

(epd). Der Polnische Sozialrat hat die aktuelle Integrationspolitik des Berliner Senats scharf kritisiert. Mit dem angekündigten Rückzug des langjährigen Integrationsbeauftragten Günter Piening im Sommer sei die Zeit gekommen, »neue Schwerpunkte zu setzen und sich den Problemfeldern zu widmen, die jahrelang ignoriert wurden«, erklärte der Vorstand des Polnischen Sozialrates als Vertretung der polnischen Einwanderer am Donnerstag in Berlin. Die von Piening »eingebrachten guten Ansätze« etwa einer stärkeren Beteiligung von Migrantenorganisationen seien leider nicht in die Praxis umgesetzt worden.

»Die Migrantenorganisationen befinden sich in einem Ghetto«, sagte das Vorstandsmitglied des Polnischen Sozialrates, Witold Kaminski. Er forderte den Senat auf, die Vereine besser in das städtische Beratungsnetzwerk für Zuwanderer einzubinden. »Es scheint, dass man aus den Fehlern der falschen Integrationspolitik der vergangenen Jahrzehnte nichts gelernt hat, obwohl die Folgen noch heute spürbar sind«, heißt es in der Pressemitteilung. Aufklärung und Beratung sollten der Prophylaxe gegen negative Nebenerscheinungen wie Ghettoisierung und kriminelle Infrastrukturen dienen.

Die Polen stellen den Angaben zufolge die größte Neueinwanderergruppe in Berlin dar. Laut Senatsintegrationsverwaltung stellen sie nach den Türken mit mehr als 40 000 Menschen die zweitgrößte Einwanderergruppe der Hauptstadt. Der Polnische Sozialrat geht von rund 150 000 Menschen aus, die in den vergangenen 30 Jahren nach Berlin zugewandert sind.

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