Lebendiges Altertum

Berliner Schüler erhalten Einblick in Geisteswissenschaften und organisieren Kongress zur Erforschung der Antike

  • Kai Schubert
  • Lesedauer: 3 Min.
Mit einem von Schülern organisierten Kongress endet das Projekt »Zukunftsportal Antike«. Trotz Zufriedenheit der Veranstalter ist eine Wiederholung ungewiss.

»Ich habe gelernt, dass die Antike auch für die Zukunft wichtig ist.« Das ist das Fazit von Isabella von Stockert zum Projekt »Zukunftsportal Antike«. Die Schülerin des Gymnasiums Steglitz war zusammen mit 79 weiteren Schülern von insgesamt sieben Schulen Teil des Projekts, das angehende Abiturienten an Wissenschaft im Allgemeinen und die Geisteswissenschaften im Speziellen heranführen sollte. Ein Kongress, auf dem ihre Arbeitsergebnisse am Freitag letzter Woche präsentiert wurden, stellt den Höhepunkt der dreimonatigen Arbeiten dar. Unterstützt wurde er durch Grußworte hochrangiger Wissenschaftler.

Als Veranstaltungsort dient der Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, die zusammen mit dem Excellence Cluster »Topoi«, einem interdisziplinären Forschungsverbund zu Fragen der Antike, das Projekt organisierte. Das ehemalige Gebäude der Akademie der Wissenschaften der DDR stellt mit seiner über 100-jährigen Geschichte selbst eine Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart dar. Zwischen Marmortreppe, steinernen Torbögen und dem modernen gläsernen Dach präsentieren die Schüler in sechs Vorträgen vor etwa 250 Gästen die Ergebnisse ihrer Untersuchungen. Nach ihren Vorträgen antworten sie souverän selbst auf spezielle Nachfragen oder geben eine fundierte persönliche Meinung zu ihrem Thema ab.

Zuvor erhielten die Schüler an drei Tagen wissenschaftliche Einführungen von »Topoi« und bearbeiteten selbstständig Fragestellungen wie »Wem gehört die Antike?« am Beispiel des deutsch-ägyptischen Streits um die Büste der Nofretete. Eine andere Gruppe ging dem Wesen der griechischen Rhetorik nach. Wieder andere beschäftigten sich mit den Möglichkeiten zur Erschließung antiker Schriften oder der Abbildung von Charakterzügen des Herrschaftspersonals in repräsentativen Bauten. Auch wer nicht in die Präsentation eingebunden war, hatte eine Aufgabe. Verschiedene Teams übernahmen die Öffentlichkeitsarbeit, die Organisation einer Pressekonferenz und die Dokumentation von Kongress und Workshops in Bild und Ton.

»Dass Geisteswissenschaften so facettenreich sind und interessante Berufsmöglichkeiten bieten, war uns vorher nicht bewusst«, erzählt die Schülerin Charlotte Münch. Auch die Veranstalter werten das Projekt als Erfolg und können sich eine Wiederholung gut vorstellen. »Wir finden diese Veranstaltung sehr sinnvoll, auch um die Geisteswissenschaften zu stärken und den Schülern die Ehrfurcht vor der Wissenschaft zu nehmen«, teilt Reinhold Reitschuster von der Senatsverwaltung für Bildung mit. Der einzige Haken: Die Finanzierung für eine Neuauflage sei »nicht sicher«. Das Projekt dient ausdrücklich dazu, die Studien- und Berufswahl zu erleichtern. Berliner Gymnasiasten fehlt durch die Schulzeitverkürzung von jetzt an ein ganzes Schuljahr in der Oberstufe zur Zukunftsorientierung. Weil dadurch angehende Schulabgänger über die konkreten Inhalte und Abläufe eines Studiums oft nicht genug Bescheid wissen, sind Maßnahmen wie »Zukunftsportal Antike« auch in Zukunft notwendig.

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