Stählerne Mutter Courage

»Wassa Shelesnowa« von Maxim Gorki am Berliner Ensemble

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Der große russische Maler-Realist Isaak Lewitan führt hin zu Brechts Feststellung, dass die wirklichen Dinge nichts darüber sagen, wie die Dinge wirklich sind. Über der Bühne hängt nämlich ein Lewitan-Gemälde: Flussufer-Poesie mit Kloster-Spiegelbild im stillen Wasser. Schönes Russland. Liebes Russland - eine Oma verabschiedet auf der Bühne ihren fünfjährigen Enkel, ein Plüschbär als Geschenk. Die kurze Szene: in russisch. Als würde nichts Künftiges an diesem Abend auf den Ort der Handlung hinweisen. Russland ist gleich nicht mehr Russland, sondern der Zustand der Welt.

Dieser Zustand ist schlimm. Und kaum, dass der Enkel verschwunden ist, verschwindet auch das Lewitan-Bild, verwandelt sich die Großmutter. Ein Seufzer, ein sinnender Blick gleichsam nach innen, ein letztes Ausharren in der Erschöpfung, dann geht der Ruck durchs Gemüt. Straffung. Aus gütiger Oma wird Wassa Shelesnowa. Und diese Shelesnowa ist, hinter der Schaukuliss...


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