Mehr Wind von See

Dänemark beschloss Umstieg auf Erneuerbare

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 2 Min.
Nach mehreren Monaten Verhandlungen beschloss das dänische Parlament nahezu einstimmig, dass die Energieversorgung zunehmend auf erneuerbare Energiequellen umgestellt wird.

Bereits 2020 sollen 35 Prozent des dänischen Energieverbrauchs - fast doppelt soviel wie heute - aus erneuerbaren Energiequellen kommen. Damit würde der CO2-Ausstoß Dänemarks um 34 Prozent geringer sein als 1990. Wichtigstes Mittel dazu soll der Bau von zwei neuen Windparks sein. In der Nordsee wird Horns Rev II mit 400 Megawatt Leistung gebaut werden, während in der Ostsee im Seegebiet zwischen Dänemark und Deutschland auf dem sogenannten Kriegers Flak ein Windpark von 600 Megawatt entstehen wird. Darüber hinaus sollen Windturbinen mit einer Leistung von 2300 Megawatt an Land errichtet werden, überwiegend durch Ersatz kleinerer Altanlagen. Die vorrangige Förderung der Windenergie soll zugleich die Zukunftsaussichten der beiden in Dänemark produzierenden Unternehmen Vestas und Siemens Windpower verbessern. Kritiker bemängeln an diesem Konzept, dass schon heute bei Windspitzen mehr Energie aus Windanlagen angeboten wird, als das Land verbraucht, sodass die Überproduktion zu Dumpingpreisen an Nachbarländer verkauft werden muss.

Auch der Ausbau der Fotovoltaik wird gefördert, jedoch in geringerem Umfang als der der Windenergie. In geringem Umfang wird auch in die Forschung zur Nutzung der Energie der Meereswellen investiert.

Für die Landwirte im starken Agrarsektor Dänemarks dürften die um 30 Prozent erhöhten staatlichen Zuschüsse für den Bau von Biogasanlagen bedeutsam sein. Weitere Zuschüsse sollen dafür sorgen, dass das Biogas vor Ort in Strom umgewandelt wird, mit dem die Batterien von Elektroautos geladen werden sollen.

Ursprünglich sollte mit der Energienovelle auch ein sofortiges Verbot von Ölheizungen eingeführt werden. Dies wurde auf Druck der liberalen Venstre-Partei, die einen großen Teil ländlicher Wähler repräsentiert, modifiziert. Zwar werden Ölheizungen ab dem nächsten Jahr für Neubauten untersagt, doch für bereits existierende Gebäude tritt das Verbot erst 2016 in Kraft. In den nächsten Jahren werden staatliche Zuschüsse für den Ersatz von Ölheizungen gewährt.

Die Vorarbeiten zur Energienovelle begannen bereits vor zwei Jahren unter der bürgerlichen Koalition, die allerdings zunehmend kalte Füße bekam angesichts der Dimensionen der Investitionen. Staatliches Ziel ist es bereits seit mehreren Jahren, dass Dänemark ab 2050 ohne fossile Energiequellen auskommt. Finanziert werden soll das Programm teilweise durch eine Abgabe auf den Energieverbrauch. Pro Haushalt kommt diese auf ca. 1300 Kronen (175 Euro) jährlich. Die soziale Schlagseite wurde auch von den Linksparteien akzeptiert, um die Unabhängigkeit Dänemarks von fossilen Energieträgern zu erreichen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal