Palast gegen Kraftwerk

Dresdens Stadtrat entscheidet über Umbau des Kulturpalastes - und der Architekt klagt

  • Hendrik Lasch, Dresden
  • Lesedauer: 3 Min.
Diese Woche soll Dresdens Stadtrat den Kulturpalast-Umbau beschließen. Doch es gibt Zweifel an der Finanzierung. Eine Klage des Architekten steht dem Plan aber wohl nicht entgegen.

Kurz vor Schluss spielen noch einige Rockkoryphäen im Dresdner Kulturpalast: Neben vielen anderen Ensembles treten »Omega« aus Ungarn sowie »Jethro Tull« in den nächsten Wochen auf. Im Mai ist das Dixielandfestival noch einmal zu Gast, später eine Vampirshow für Kinder - und dann ist Feierabend: Ende Juli wird das Haus geschlossen; die Betriebserlaubnis läuft wegen baulicher Mängel aus.

Wie es mit dem Kulturbau, der zum 20. Jahrestag der DDR im Jahr 1969 eingeweiht wurde, dann weitergeht, soll der Stadtrat am Mittwoch entscheiden. Auf der Tagesordnung steht eine Vorlage, die einen radikalen Umbau vorsieht. Er könnte Anfang 2013 beginnen. Der große Saal für 2400 Zuschauer soll dabei besser an die Bedürfnisse der hier beheimateten Philharmonie angepasst und auf 1800 Plätze verkleinert werden.

Dazu muss das Gebäude völlig entkernt werden. Beim Umbau sollen auch Räume für das Kabarett »Herkuleskeule« sowie die Stadtbibliothek entstehen. Ob der Rat zustimmt, ist offen. Auf Bedenken stößt zum einen die Finanzierung. Im Rathaus rechnet man laut Ratsvorlage inzwischen mit Kosten von 81,5 Millionen Euro. Kritiker halten das für viel zu optimistisch. Zunächst waren 35 Millionen Euro EU-Mittel eingeplant, die aber nicht verwendet werden dürfen.

Nun soll unter anderem das Kapital zweier Stiftungen für Soziales und Kreuzchor angezapft werden, die 2006 nach dem Verkauf der städtischen Wohnungsgesellschaft gegründet worden waren. Ob das zulässig ist und funktioniert, wollen sich die Räte in drei Ausschüssen morgen von Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann erklären lassen. Die Skepsis ist groß - auch, weil der CDU-Mann seit Tagen verlautbart, die Stadt habe kein Geld mehr.

Befürchtet wird, dass nun Projekte wie der Kulturpalast und das geplante Kulturkraftwerk gegeneinander ausgespielt werden könnten. Dort sollen die Operette und das Theater Junge Generation unterkommen. »Eine Verzögerung wäre äußerst kritisch«, warnt Annekatrin Klepsch, Kulturexpertin der LINKEN. Die maroden Spielstätten der beiden sehr populären Häuser müssen spätestens im Jahr 2015 aufgegeben werden.

Der Umbau des Kulturpalasts, eines wichtigen DDR-Baudenkmals, stößt auf widerstreitende Interessen. Einerseits werde ein Saal gebraucht, der »auch für die Philharmonie geeignet ist«, formuliert Klepsch. Zugleich soll die Unterhaltungsmusik im Haus gehalten werden. Veranstalter halten den künftigen Saal für zu klein, um wirtschaftlich betrieben zu werden. Das bisherige Volkshaus- oder Stadthallenkonzept stünde infrage. Allerdings funktioniere es auch jetzt nur teilweise, merkt Klepsch an: Am Tag steht der Palast meist leer.

Vermutlich nicht scheitern wird der geplante Umbau an einer Klage von Kulturpalastarchitekt Wolfgang Hänsch, der eine »unzulässige Entstellung« seines Werkes befürchtet. Ein beim Landgericht in Leipzig vorige Woche vorgestelltes Gutachten erklärt zwar, der Kulturpalast sei ein wichtiges Architekturzeugnis der DDR, er sei aber kein »Schlüsselwerk«. Daher sei eine »respektvolle« Weiterentwicklung trotz Denkmalschutz möglich, findet der Weimarer Architekturprofessor Gerd Zimmermann. Das Gericht will am 24. April urteilen.

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