Nur kurz am Thron der Chinesen gerüttelt

Tischtennis: Deutsches Männerteam unterliegt im WM-Finale in Dortmund China mit 0:3

  • Peter Hübner, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
WM-Silber für Timo Boll und Co. - das ist aller Ehren wert. Nur die Superstars aus China waren besser als Deutschlands Tischtennismänner, die in Dortmund das WM-Finale mit 0:3 verloren. Für das Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf ist das ein Ansporn, es bei Olympia 2012 in London besser zu machen.

Der Masterplan von Timo Boll und seinen Kollegen ging am Ende doch nicht auf. Die deutschen Männer rüttelten im WM-Traumfinale gegen China nur kurz am Thron des Rekordchampions - zum Sturz reichte das aber längst nicht. In einer gutklassigen Partie verlor das von Bundestrainer Jörg Roßkopf nominierte Trio Timo Boll, Dimitrij Owtscharow und Patrick Baum den mit großer Spannung erwarteten Showdown der besten beiden Teams der Welt klar mit 0:3. China holte damit zum 18. Mal WM-Gold, während die DTTB-Männer nach einem grandiosen Turnier weiterhin auf den ersten Titel warten müssen. Zuletzt hatten die Asiaten vor zwölf Jahren das WM-Finale gegen Schweden verloren.

»Silber ist großartig, der Titel ist eine Illusion«, erklärte DTTB-Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb nach der Galavorstellung der chinesischen Asse. Trotz der lautstarken Anfeuerung von 11 000 Fans in der ausverkauften Westfalenhalle reichte es für den WM-Gastgeber nur zu drei Satzgewinnen durch Rekord-Europameister Boll (2) und den EM-Zweiten Patrick Baum (1). »Wir hatten in jedem Einzel Chancen, die Chinesen mussten alles zeigen. Ich habe großen Respekt vor meiner Mannschaft«, meinte der Bundestrainer.

Das Europameister-Team schaffte auch im vierten WM-Endspiel nach 1969, 2004 und 2010 nicht den ersehnten Sprung auf das höchste Podest. Doch das Match weckte Erinnerungen an die WM 1989 an gleicher Stelle. Damals hatten Jörg Roßkopf/Steffen Fetzner völlig unerwartet den WM-Titel in Doppel gewonnen.

23 Jahre später hatte Bundestrainer Jörg Roßkopf, den der DTTB unbedingt weiter verpflichten möchte, den fünffachen Team-Europameister trotz nicht optimaler Bedingungen glänzend auf die Heim-WM vorbereitet. »Die Lehrgänge waren kurz und knackig«, berichtete Shooting-Star Owtscharow. Auf dem Weg ins Endspiel hatten die Gastgeber in sieben Partien nur ein Einzel verloren. Die Niederlage von Patrick Baum beim 3:1 im Halbfinale gegen Japan tat nicht weh.

China marschierte sogar mit sieben 3:0-Siegen ins Endspiel. »Bei denen ist ein mehrfacher Weltmeister nur Trainingspartner. Wir müssen alle über uns hinauswachsen, wenn wir eine Chance haben wollen«, erklärte Roßkopf. Seine Mannschaft, die in ähnlicher Aufstellung 2006 im Bremer WM-Halbfinale, 2008 im Olympia-Endspiel in Peking sowie vor zwei Jahren in Moskau gegen die Chinesen das Nachsehen hatte, konnte das Starensemble aus dem Reich der Mitte erneut nicht bremsen.

Der WM-Dritte Boll (Düsseldorf) hatte im Auftakteinzel gegen Weltmeister Zhang Jike einen schweren Stand. In der Wiederholung des Halbfinales der Einzel-WM 2011 lag der 31-jährige Linkshänder schnell mit 0:2-Sätzen zurück. Boll glich unter tosendem Beifall aus, geriet aber im fünften Durchgang aussichtslos mit 0:6 in Rückstand - damit 2:3.

Owtscharow (Orenburg) kassierte gegen den Weltranglistenersten Ma Long ein 0:3. »Ich habe erstmals gegen ihn gespielt«, erklärte Owtscharow. der im zweiten Satz eine komfortable Führung verspielte. Auch der EM-Zweite Baum (Düsseldorf) hielt gegen Wang Hao gut mit, gewann sogar den ersten Satz, ehe die Nummer drei der Weltrangliste einen Gang zuschaltete und den 3:1-Favoritensieg perfekt machte.

Trotz der Niederlage war der Deutsche Tischtennis-Bund (DTTB) zufrieden. »Das ist die beste deutsche Mannschaft, die es jemals gab. Sie hat chinesische Dimensionen. Das gibt uns ein gutes Gefühl für Olympia«, so Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig.

Im Schatten der Männer beendeten die deutschen Frauen die WM nach einem 3:2 gegen Polen auf Platz sieben und konnte unter der neuen Bundestrainerin Jie Schöpp erwartungsgemäß den dritten Rang von 2010 nicht wiederholen. Resultate Seite 19

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