Zynisch

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 2 Min.

Als aktiver Freizeitgolfspieler tut es ein bisschen weh, mal wieder die Elitekeule zu schwingen. Nun ja: US-Profi Bubba Watson gewann am Osterwochenende das Masters in Augusta, für viele das prestigeträchtigste Turnier der Welt neben den British Open und dem Ryder Cup. In seiner Dankesrede vergaß Watson nicht, die 1100 fleißigen freiwilligen Helfer zu erwähnen. Sehr ehrenwert, doch war sein folgender Satz irgendwie zynisch: »Wir brauchen Euch. Ein solches Golfturnier könnte ohne Freiwillige nicht gestemmt werden.«

So ganz korrekt ist das nicht - schon gar nicht in Augusta. Das Masters 2012 verteilte unter den Bestplatzierten ganze acht Millionen US-Dollar Preisgeld. Watson bekam für den Sieg über 1,4 Millionen. Das allein wären schon über 1000 Dollar, über die sich jeder Freiwillige gefreut hätte. Und kein Golfprofi hätte die Einladung nach Georgia ausgeschlagen, wäre das Preisgeld um ein paar Millionen geringer ausgefallen. Der Ruhm, der dem Sieger hier winkt, ist einfach zu verlockend.

Beim Ryder Cup ist es ähnlich. Da spielen alle zwei Jahre die besten US-Amerikaner gegen die besten Europäer. Die reichsten 24 Golfer auf einem Fleck und keiner bekommt einen Cent dafür. Es geht auch so. Immer mal.

Und Bubba Watson sollte es besser wissen. Er ist nicht gerade der Musterprofi, der seit der Kindheit auf Erfolg und Etikette getrimmt wurde. Er hatte noch nie eine Trainerstunde, was man seinem Stil ansieht. Er springt mit beiden Füßen beim Schlag, bewegt den Oberkörper nach oben, lässt die Hände nicht am Schaft. Sein Schwung wirkt ehrlich, unverfälscht, in keine Schablone gepresst. Ein paar ehrliche Worte ins Mikrofon wären ebenso angebracht gewesen. Vielleicht mit ähnlichem Erfolg.

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