Rheinschiff schlägt nach Fahrfehler leck

158 Menschen an Bord werden unverletzt gerettet

  • Lesedauer: 3 Min.
Es herrschte noch Dämmerung und es war neblig, als ein Passagierdampfer auf dem Rhein eine Buhne streift und leckschlägt. Alle 158 Menschen an Bord können sich retten.

Ein Fahrfehler des verantwortlichen Lotsen hat zu einem Schiffsunglück auf dem Rhein geführt. In der Morgendämmerung wurden viele der 158 Menschen an Bord jäh aus den Betten gerissen, als das Kreuzfahrtschiff »Bellriva« am Dienstag bei Karlsruhe eine Buhne rammte, leckschlug und zu sinken drohte. 115 Passagiere und 43 Mann Besatzung konnten unverletzt gerettet werden.

Der Leiter der Wasserschutzpolizei Karlsruhe, Robert Hellmann, nannte einen Fehler des Personals auf der Brücke als Ursache: Die Fahrrinne sei an der Unglücksstelle 90 Meter breit. »Eine Kollision mit einer Buhne ist da wirklich nicht vorgesehen.« Das Schiff sei in der Morgendämmerung und bei nebligem Wetter definitiv zu weit nach rechts geraten, bestätigte ein Polizeisprecher.

Die Buhne war wegen des höheren Wasserstandes von etwa fünf Metern überspült und nicht sichtbar. In Schifffahrtskarten seien Buhnen - Wälle zur Regulierung eines Wasserstroms - allerdings verzeichnet. Außerdem sei die Fahrrinne klar definiert und breit genug gewesen, sagte Hellmann weiter. Das Personal sowie die Passagiere wurden zu dem Unfallhergang befragt, hieß es. Zwei Menschen mussten wegen Kreislaufbeschwerden und anderen Vorerkrankungen ins Krankenhaus gebracht werden.

»Wir wurden um halb vier wachgerüttelt«, schildert Passagierin Marianne Sorsak (54). »Erst dachte ich, wir seien in eine Schleuse gefahren, aber das Geräusch kam von unten, da hatte ich schon ein komisches Gefühl im Bauch«, erzählte die Belgierin. »Die Crew hat uns beruhigt. Etwa um 4 Uhr kam die erste Durchsage, wir mussten alle nach oben«, sagte der 75-jährige Siegfried Schmitz. »Panik hatten wir keine, jeder war gelassen«. Die Crew habe ruhig und besonnen reagiert. Das Wasser im havarierten Schiff stand laut Polizei »bis zum unteren Fensterrand 1,50 bis 1,70 Meter hoch«.

Taucher entdeckten drei Lecks und einen Haarriss auf einer Seite des Schiffes, wie die Polizei am Dienstag im Hafen von Karlsruhe mitteilte. Dort hatte der Havarist festgemacht, nach dem er in Höhe Rastatt-Plittersdorf leckgeschlagen war. Die Löcher seien zwischen 10 und 15 Zentimeter groß und wurden zunächst provisorisch verschlossen. Der Treibstoff wurde auf die unversehrte Seite des Schiffes verlagert, um es zu stabilisieren. Außerdem wurde ständig Wasser abgepumpt. »Durch Lecks in dieser Größe strömt ordentlich was durch«, sagte Wasserschutzpolizeileiter Hellmann. Bis zu 6000 Liter Wasser pro Minute seien von einem Hafenschlepper und sechs Pumpen der Feuerwehr abgesaugt worden. Spezialschiffe sollten ein Wasser-Öl-Gemisch abpumpen, das sich im Bauch des Schiffes angesammelt hatte. Treibstoff oder andere Schadstoffe seien nicht ausgetreten. Das Schiff fuhr für eine holländische Reederei und war auf dem Weg von Basel nach Köln.

Polizei und Feuerwehr waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Noch am Dienstag sollte das Schiff soweit flott gemacht werden, dass es »in eine Werft seiner Wahl« geschleppt werden könne. Die Passagiere wurden mit Bussen nach Köln gebracht. Dort hätten sie nach Zwischenstopps in Rüdesheim und Speyer erst am Mittwochmorgen ankommen sollen. dpa

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