nd-aktuell.de / 23.04.2012 / Kultur / Seite 15

Bücherduft als »Parfüm«

Den Geruch druckfrischer Bücher in eine Parfümflasche zu bannen, ist eine verrückte Idee. Doch nach einjähriger Vorbereitung wurde »Paper Passion« tatsächlich auf der Designmesse in Mailand präsentiert: Es ist ein Buch mit einem weißen Leinen-Einband, hinter 32 bedruckten Seiten liegt in einer roten Aussparung der Flakon. Das Design der Verpackung und ein Vorwort stammen von Modezar Karl Lagerfeld, der davon schwärmt, schönes Papier anzufassen und zu riechen. Literaturnobelpreisträger Günter Grass steuerte ein Gedicht mit dem Titel »Duftmarken« bei.

Hinter dem ungewöhnlichen Projekt steckt der Göttinger Verleger Gerhard Steidl, der Bücher von Grass und Lagerfeld ediert. Für den 61-Jährigen ist das Büchermachen ein sinnliches Erlebnis. »Der Geruch eines frischen Buchs ist betörend wie ein Rauschmittel«, so Steidl. Dutzende Bücher, Papiere, Tinten und Farben schickte Steidl dem Berliner Parfümeur Geza Schön als Inspiration. Der hätte den rohen Papiergeruch mit holzig-chemischer Note bevorzugt, doch auf Wunsch seiner Auftraggeber machte er »Paper Passion« mit Nuancen von Osmanthus und Moschus tragbarer. Von August an soll der neue Duft weltweit in Buchhandlungen, Museumsshops sowie in Concept Stores und Nischenparfümerien verkauft werden. dpa