Hungern für die Freiheit
1200 palästinensische Häftlinge in Israel verweigern Nahrungsaufnahme
An Adnans Erfolg haben sich viele andere Häftlinge offensichtlich ein Beispiel genommen. Am Tag seiner Freilassung am Dienstag vergangener Woche traten 1200 weitere palästinensische Häftlinge in einen unbefristeten Hungerstreik. »Wir wollen frei sein. ... Auf keinen Fall wollen wir uns zu Tode hungern, aber wir haben einfach keine andere Wahl, als so auf uns aufmerksam zu machen«, sagt der Familienvater nach seiner Freilassung.
Die israelischen Behörden geben sich bisher sehr zurückhaltend zu der Protestaktion. »Zu den Behauptungen von Chader Adnan will ich mich nicht äußern. Zu den anderen Hungerstreikenden kann gesagt werden, dass alle ärztlich betreut werden und die notwendige Behandlung bekommen«, antwortete die Sprecherin der israelischen Behörde für den Strafvollzug in der Stadt Ramla auf eine entsprechende Anfrage.
Adnan befand sich in sogenannter Verwaltungshaft. Diese kann ohne Anklage von einem Militärrichter verhängt werden. Er entscheidet auf Grund geheimer Informationen der Sicherheitsdienste. Nach jeweils sechs Monaten kann die Haft um ein weiteres halbes Jahr verlängert werden. Wiederum ohne Anklage und Nennung von Gründen. So kann es immer weiter gehen. Manche Häftlinge sitzen auf diese Weise Jahre in völliger Ungewissheit hinter Gittern.
In israelischen Gefängnissen befinden sich insgesamt 4610 palästinensische »Sicherheitshäftlinge«. Sie gehören meist militanten Gruppen an. Ihnen wurden Straftaten gegen die Sicherheit Israels zur Last gelegt. 322 von ihnen sind nach Angaben der palästinensischen Gefangenenhilfsorganisation Addameer Verwaltungshäftlinge.
Bei dem massenhaften Hungerstreik geht es jetzt auch um die Verwaltungshaft. Sie soll abgeschafft werden, lautet eine der Hauptforderungen. Besonders in Rage versetzt die Haftinsassen jedoch auch, dass ihre Angehörigen sich bei Besuchen für die Sicherheitskontrollen oft nackt ausziehen müssen. Außerdem würden die Zellen absichtlich nachts durchsucht.
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