nd-aktuell.de / 27.04.2012 / Unten links / Seite 1

Unten links

Vor der Stichwahl zur französischen Präsidentenwahl hat Nicolas Sarkozy in einem Interview gesagt, er habe viel gelernt aus Albert Camus‘ »Mythos des Sisyphos«. Der Dichter schrieb, man müsse sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen. Von dieser »Unermüdlichkeit« könnten, so der Louis de Funès vom Élysée-Palast, auch Politiker lernen. Diese Äußerung kommt einem Offenbarungseid gleich. Denn was tut jemand, der Sisyphos als Vorbild betrachtet? Er erklärt sich solidarisch mit völlig nutzloser Arbeit. Er hält es für eine Leistung, ständig etwas vor sich herzuschieben - und mit solcher Haltung bis ganz nach oben kommen zu wollen. Er ist gierig auf jeden Stein, den man dem gerechten Gang der Dinge in den Weg legen könnte. In einem entscheidenden Punkt freilich unterscheidet sich der robuste Politiker vom erbarmungswürdigen S. Der wälzte seinen Stein, während Parlamentarier und Funktionäre meist etwas ganz anderes tun. Sie wälzen Probleme - und zwar ab. hades