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Flughafen bekommt letzten Schliff

  • Lesedauer: 3 Min.

Sie sind schwarz-gelb kariert, haben ein Lenkrad, vier Räder und sollen Flugzeuge darstellen. In Bullis testen Piloten dieser Tage den neuen Berliner Flughafen. Vom Gate bis zur Startbahn geht es im VW-Bus statt im Airbus. Doch am 3. Juni dürfen auf Deutschlands drittgrößten Airport zum ersten Mal Flugzeuge abheben. Die Bauarbeiten sind in der entscheidenden Phase. 7000 Arbeiter, so viele wie nie, schuften dafür, dass Schönefeld in einem Monat auch aussieht wie ein Hauptstadtflughafen - und nicht mehr wie die größte Baustelle Ostdeutschlands. Sie haben noch eine Menge zu tun.

Denn heute blicken Besucher vom gläsernen Terminal nicht nur auf neue Straßen, Parkhäuser, Hotel- und Bürogebäude, sondern auch auf Containerburgen, Gerüste und Schuttberge. Im Einkaufszentrum im Herzen des Abfertigungsgebäudes ist kaum einer der 150 Läden eingerichtet. Sägen kreischen, es wird gehämmert und geschliffen. »Der Innenausbau der Läden ist natürlich Spitz auf Knopf genäht», sagt Flughafensprecher Ralf Kunkel. »Aber es wird klappen.«

Es muss klappen, denn der Bau an der Stadtgrenze ist der Stolz der Länder Berlin und Brandenburg, denen er mit dem Bund gehört. 20 000 Menschen werden dort ihre Arbeitsplätze haben, gut 2000 mehr als an den bisherigen Flughäfen Tegel und Schönefeld, die geschlossen werden. Bevor die Passagiere anrücken, will die Bundeskanzlerin am 24. Mai die deutsche Nummer drei nach Frankfurt und München eröffnen.

Doch noch baumeln Hunderte Kabelstränge von den Decken, fehlen Waschbecken in den Toiletten, klaffen Lücken in den gediegenen Nussbaum-Wandverkleidungen. Die Betreiber sehen dennoch keinen Anlass für Sonderschichten. Sicher ist: Nicht fertig sind zu Betriebsbeginn zwei Pavillons neben dem Terminal. Sie werden aber erst in einem Jahr gebraucht, wenn Wasserflaschen wieder ins Handgepäck dürfen. In den Pavillons sollen die notwendigen Durchleuchtungsgeräte stehen.

Tief im Bauch des Terminals arbeitet auch Cisca Bogman auf den 3. Juni zu. Sie trägt Schal und Mütze, denn trotz warmen Wetters ist es kühl dort, wo bald die Berlin-Besucher eintreffen. Die Niederländerin lässt Münzen aus aller Welt in den Natursteinboden ein und bildet damit den Sternenhimmel ab - ein Kunst-am-Bau-Projekt. »Es sind fast 5000 Münzen«, sagte Bogman. »Aber der größte Teil ist geschafft.«

Ein paar Schritte weiter stauben acht gewaltige Gepäckbänder ein, von denen Fluggäste nach der Ankunft die Koffer abholen. Der Test der Förderanlage für stündlich 15 000 Koffer hatte schon vor zwei Jahren begonnen - hier sollte auf keinen Fall etwas anbrennen. In der großen Check-In-Halle flimmern schon die Reiseziele über die Monitore, Gepäckwagen stehen bereit, Probepassagiere testen die Schalter und Sicherheitsschleusen.

Doch die Betreiber sind unsicher. Sie haben zusätzlich ein großes Zelt am Terminal aufgestellt - für Reserve-Check-In-Schalter, falls es in den ersten Wochen Ausfälle gibt. Mehrere hundert Mitarbeiter halten sich bereit, um notfalls auszuhelfen.

Flughafenchef Rainer Schwarz macht sich jedenfalls keine Illusionen, dass die Fluggäste am Festtag 3. Juni auch Haare in der Suppe finden. Er hat seinen Mitarbeitern die Zeitungen von Mitte April gezeigt, als in Berlin eine neue Bahnhofshalle öffnete. Während die Bahn sich feierte, lasen die Kunden von einzelnen Rolltreppen und Läden, die nicht fertig waren. »Ich habe meinen Leuten gesagt: Das wird unsere Berichterstattung sein«, sagt Schwarz.

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