Party unter Polizeiaufsicht

Bayerns Ministerpräsident lädt per Facebook in die Disco ein - und bereitet den Behörden Sorgen

  • Lesedauer: 2 Min.
Mit Horst Seehofer in die Promi-Disco: Bayerns Ministerpräsident will sich in Szene setzen - doch in München hat man ein ungutes Gefühl. Das Vorgehen werde von der CSU-Landesleitung gemeinsam mit den Sicherheitsbehörden besprochen, erklärte Seehofer am Montag.

München. Wegen großen Andrangs müssen sich die Besucher von Horst Seehofers erster Facebook-Party in der Münchner Promi-Discothek P1 auf größere Polizeipräsenz gefasst machen. »Wir nehmen es nicht auf die leichte Schulter, wenn sich so viele Menschen versammeln«, sagte der CSU-Chef am Montag dem Bayerischen Fernsehen. »Ich will da keine Risiken eingehen.« Das Vorgehen werde von der CSU-Landesleitung gemeinsam mit den Sicherheitsbehörden besprochen. »Ich selber habe da keinen Bammel, ich bin ja auch Massenveranstaltungen gewohnt.«

Viele Facebook-Nutzer konnten es kaum glauben, als der bayerische Ministerpräsident seine Einladung via Facebook aussprach. Er freue sich über seine wachsende Fangemeinde und den direkten Kontakt, erklärte Seehofer da in knappen Zeilen. Und dann: »Jetzt möchte ich möglichst viele von Euch persönlich kennenlernen. Deshalb lade ich Euch alle am 8. Mai zu einer Fanparty ins P1 nach München ein. Bis dahin eine gute Zeit! HS.« Seehofer hatte nach CSU-Angaben als erster deutscher Politiker überhaupt eine Party über das Internet-Netzwerk angekündigt, die nun an diesem Dienstag über die Bühne gehen soll.

Inzwischen gibt es Befürchtungen, dass die Veranstaltung aus dem Ruder laufen könnte, wenn zu viele Besucher kommen. Wegen begrenzten Fassungsvermögens im P1 hatte die CSU die Gästeliste nach 2500 Anmeldungen am vergangenen Freitag geschlossen - was manche Besucher auf Seehofers Facebook-Seite verärgert kommentierten. In den vergangenen Jahren ist es immer wieder vorgekommen, dass die Polizei bei Teenagerpartys rettend einschreiten musste, wenn die Gastgeber die Einladung auf Facebook veröffentlicht hatten und viel mehr Gäste kamen als erwartet.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte jedoch, die Polizei sei vorbereitet: »Mit einer Geburtstagsparty, zu der jemand nach Hause einlädt, ist das nicht vergleichbar.« Ebenfalls anders als bei privaten Geburtstagspartys wird nicht nur die Polizei präsent sein - die Veranstaltung hat auch beträchtlichen Medienrummel ausgelöst. Seehofers Ziel sei wohl eine Aura des Neuen, des Modernen, sagt Hamburger Medienwissenschaftler Jan-Hinrik Schmidt. Er begrüßt die Idee des CSU-Chefs zwar durchaus, sagt aber: »Es ist trotz allem Teil einer politischen Inszenierung - auch wenn das zum Berufspolitiker dazugehört.« Eine Einladung mittels Flugblatt habe eben keinen Neuigkeitswert mehr.

Der bayerische Grünen-Landeschef Dieter Janecek sagt nur lapidar: »Die CSU wird nicht moderner, nur weil sie mal eine Facebook-Party macht.«

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