NATO-Dissonanzen

Kommentar von Olaf Standke

  • Lesedauer: 2 Min.

Einen Gipfel der Harmonie und Geschlossenheit hatte die NATO-Führung verordnet. Und die größten Stolpersteine schienen auch aus dem Weg geräumt, die Kompromissformeln waren vereinbart - ob beim Abzug aus Afghanistan, beim Raketenschild und der Zukunft der US-Atomwaffen in Europa oder beim Zwang zur Rüstungszusammenarbeit. Doch nun droht Barack Obamas Heimspiel in Chicago, das natürlich auch Teil seines Wahlkampfs für den Wiedereinzug ins Weiße Haus ist, nicht ganz so reibungslos über die Bühne zu gehen wie erhofft.

Der Streit mit Russland um die Raketenabwehr spitzte sich ohnehin weiter zu, beim Drohnen-Projekt der Allianz etwa knirscht es kräftig, vor allem aber sorgt die Wahl von François Hollande für Nervosität. Denn damit könnte eine Debatte neu aufbrechen, die man glaubte eingedämmt zu haben. Immer wieder gab es Vorstöße einzelner Länder, schon vor dem 2010 in Lissabon beschlossenen gemeinsamen Zieldatum Ende 2014 aus Afghanistan abzuziehen. Es sollte nun wie die weitere Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte in Chicago bekräftigt werden. Der neue Präsident in Paris aber hat seinen Wählern versprochen, noch in diesem Jahr, unmittelbar nach seinem Amtsantritt, mit dem Rückzug der 3300 französischen Soldaten zu beginnen. In Brüssel wie in Washington befürchtet man für diesen Fall einen Dominoeffekt und weitere Truppensteller, die lieber heute als morgen aus dem unglücksseligen Krieg aussteigen wollen.

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