Neue Probleme am Pannenprojekt

Jade-Weser-Port: Frachtschiff durfte erst nach langem Hin und Her abladen

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.
Schon wieder hat es Ärger um den im Bau befindlichen Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven gegeben. Ein Schiff mit Containerbrücken für den Tiefseehafen musste am Freitag kurz vom Ziel umkehren, weil technische und haftungsrechtliche Probleme aufgetreten waren. Am Samstag gab es dann das Kommando: Zurück zum Port, die Fracht darf abgeladen werden.

Der Jade-Weser-Port, den Bremen und Niedersachsen gemeinsam bauen, erhält die größten Containerbrücken der Welt. Vier dieser Verladeanlagen sind bereits an Ort und Stelle platziert worden. Am Freitag sollten vier weitere angelandet werden. Sie hatte das Frachtschiff »Zhenhua 24« von Shanghai nach Wilhelmshaven transportiert. Doch angelegt durfte nicht werden. An einem Teil des Kais waren Sanierungsarbeiten im Gange; so dass das Schiff dort nicht festmachen konnte. Zwar hätte die »Zhenhua« einen anderen Kai-Abschnitt nutzen können, dieser aber war gegen Schäden, die beim Abladen entstehen könnten, nicht versichert.

Das Schiff musste abdrehen, nahm Kurs in Richtung Helgoland, sollte dort auf weitere Entscheidungen warten. Die neue Panne, der das Debakel um rund 200 Risse in den Spundwänden des Ports und andere Schwierigkeiten vorangegangen waren (»nd« berichtete), sorgte offensichtlich für Aufregung bei der Landesregierung: Kurzfristig bat Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) am Freitag zu einer Pressekonferenz, wohl auch aus Sorge um das ohnehin schon arg angekratzte Image des rund 950 Millionen Euro teuren Projekts. Bode ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der JadeWeserPort-Realisierungsgesellschaft, Bauherrin des Hafens.

»Bei jedem Bau gibt es Probleme«, versuchte der Minister, das neue Desaster herunterzuspielen. Vermutlich sind ihm die Probleme, die der Port bislang beschert hat, aus dem Blick geraten, denn: Auf die Frage eines Journalisten, ob ihm der Hafen auf die Nerven gehe, antwortete Bode mit frohgemuter Miene: »Der Jade-Weser-Port nervt nicht - der Jade-Weser-Port ist eine Freude!«

Gefreut haben mag sich die Besatzung der »Zhenhua«, als sie am Samstag erfuhr: Das Schiff kann am freien Teil des Ports abladen; die am Bau beteiligten Firmen hatten die Haftung für eventuelle Schäden übernommen. Bleibt die Frage, weshalb diese oder eine andere Regelung nicht vor dem Eintreffen des Frachters getroffen wurden, dem dann das Zeit und Geld raubende Hin und Her erspart geblieben wäre. Ebenso offen ist die Frage, ob der Port wie geplant am 5. August eröffnet werden kann. Fachleute bezweifeln dies angesichts der Sanierungsarbeiten an den Spundwänden, Minister Bode dagegen beharrt auf dem Termin.

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