nd-aktuell.de / 21.05.2012 / Politik / Seite 6

Einig über Fall Chen

Chinesischer Bürgerrechtler reist in die USA aus

Mit der Ausreise des chinesischen Bürgerrechtlers Chen in die USA haben Peking und Washington einen Ausweg aus ihrer diplomatischen Krise gefunden.

New York (AFP/nd). Nach wochenlangem Tauziehen ist der blinde chinesische Bürgerrechtler Chen Guangcheng am Samstagabend mit seiner Frau und den beiden Kindern in New York eingetroffen, wo er jetzt Jura studieren will. Chen zeigte sich dankbar über seine Ausreise, machte aber deutlich, dass er an seinem Kampf für die Menschenrechte festhält.

Chen landete mit einer Maschine aus Peking auf dem Flughafen von Newark bei New York und wurde von seinen Anhängern stürmisch begrüßt.

»Ich bin sehr dankbar«, sagte Chen mit Blick auf seine Aufnahme in den USA. Zugleich sei er »erfreut, dass die chinesische Regierung zurückhaltend und ruhig« mit der Situation umgegangen sei. Chens Flucht aus dem Hausarrest in die US-Botschaft in Peking hatte im April zu einer schweren diplomatischen Krise zwischen beiden Ländern geführt. Der Bürgerrechtler hatte die US-Botschaft wenige Tage später zwar wieder verlassen, aber den Wunsch geäußert, ausreisen zu dürfen.

Chen sagte bei seiner Ankunft in den USA, er wolle seinen »Kampf für das Gute in der Welt und gegen die Ungerechtigkeit« fortsetzen. Zugleich sagte der 40-Jährige, er glaube den Versprechen Pekings, seine zurückgebliebenen Verwandten in Ruhe zu lassen. Einige von ihnen sollen zuletzt Opfer von Misshandlungen und Verfolgung geworden sein.

Die USA begrüßten Chens Ausreise. Das US-Außenministerium äußerte in einer Erklärung »Wertschätzung« für die Art und Weise, wie der Fall gelöst und Chens Wunsch nach einem Studium in den USA unterstützt worden sei. Zugleich zeigten sich US-Politiker besorgt um das Schicksal von Chens Angehörigen in China. Peking müsse deren Sicherheit gewährleisten, hieß es in einer Erklärung des China-Ausschusses des US-Kongresses.