Harting erstmals über 70 m

Diskus-Weltmeister mit 70,31 m vierter Deutscher über 70-m-Marke

  • Patrick Storzer, SID
  • Lesedauer: 4 Min.
Der zweifache Diskus-Weltmeister Robert Harting (Berlin) knackte beim Werfermeeting in Halle mit 70,31 m erstmals die magische 70-m-Marke, der Chemnitzer Kugelstoß-Weltmeister David Storl startet mit seiner Siegweite von 21,13 m perfekt in die Olympiasaison - nur in der Diamond League warten die deutschen Asse weiter auf den ersten Saisonsieg.

Robert Harting, der mit seinen 70,31 m als vierter deutscher Werfer in den exklusiven Klub der Über-70-m-Werfer einzog, untermauerte wie auch Kugelstoß-Champion David Storl bei seinem Start in die olympische Saison seine Medaillenambitionen für die Spiele in London.

Harting strahlte übers ganze Gesicht, machte mit den Zuschauern die La-Ola-Welle und verteilte anschließend 70 Stück Kuchen. »Ich habe beim Einwerfen gemerkt, dass hier was gehen kann. Ich war heute endlich mal schmerzfrei«, sagte Harting, der nach seiner Knieoperation zuletzt nur nach Einnahme von Schmerzmitteln werfen konnte.

Doch der 27-Jährige blieb trotz des starken Auftritts auf dem Teppich: »Das Timing im Abwurf stimmt noch nicht, da ist noch ein bisschen mehr drin. Ich hatte ja auch ein paar Ungültige, der letzte war sogar über 71 m.« Der 70-m-Wurf selbst »war so ein haarscharfes Ding. Hätte ich meinen Fuß einen Zentimeter weiter in Wurfrichtung gesetzt, wäre der ungültig gewesen.«

Gepusht hatte Harting auch die starke Konkurrenz. Polens Olympiazweiter von Peking 2008, Piotr Malachowski (68,94), und der Brite Lawrence Okoye (68,24) trumpften ebenso stark auf wie Markus Münch (Wedel/Pinneberg), der als Sechster mit 66,28 m die Olympianorm schaffte.

Harting ist nach dem Schweriner Weltrekordler Jürgen Schult (74,08), dem fünfmaligen Weltmeister Lars Riedel (71,50) und Wolfgang Schmidt (71,16) erst der vierte deutsche Werfer, der die magische 70-m-Grenze übertroffen hat. Harting verbesserte seine bisherige persönliche Bestleistung (69,69) - aufgestellt im 28. August 2010 in Neubrandenburg - um 62 Zentimeter. Der letzte 70-m-Wurf war Olympiasieger Gerd Kanter aus Estland im April 2010 mit 71,45 gelungen. Jürgen Schult, inzwischen leitender Bundestrainer Wurf im DLV, kommentierte Har-tings Wurf mit den Worten: »Wahnsinn, Wahnsinn.«

Nur ein Zentimeter mehr

Der 21-jährige Kugelstoß-Weltmeister David Storl sicherte sich mit 21,13 m den Tagessieg hauchdünn vor dem polnischen Olympiasieger Tomasz Majewski (21,12). »Das ist für den Anfang ganz gut. Ich habe mir vielleicht ein bisschen mehr vorgestellt. Aber ich war einfach zu platt. Wir sind erst letzte Woche aus dem Trainingslager gekommen«, sagte Storl, der sich zudem drei Fehlversuche leistete.

Diskus-Vizeweltmeisterin Nadine Müller zeigte sich bei ihrem Heimspiel in Halle gut erholt von ihrer Pleite vor einer Woche in Wiesbaden, als die Weltranglistenerste (68,89) mit 59,66 nur Rang fünf belegt hatte. In Halle warf sie im ersten Durchgang gleich 66,51 m und siegte nach insgesamt vier Würfen über die 66-m-Marke mit 66,68 deutlich vor der Polin Zaneta Glanc (65,34) und Weltmeisterin Li Yangfeng aus China (65,09).

Sechste wurde die erst 18-jährige Anna Rüh aus Neubrandenburg, die mit 62,32 zum zweiten Mal an diesem Tag als dritte DLV-Athletin nach Müller und der diesmal viertplatzierten Julia Fischer (Berlin/63,37) die Olympianorm knackte. Rüh hatte bereits am Vormittag im Jugendwettbewerb 63,04 m geworfen.

Im Speerwurf setzte sich Christina Obergföll (Offenburg) mit 63,91 m vor Katharina Molitor (Leverkusen) 62,52 durch, während der Sieg im Hammerwurf in Abwesenheit von Weltrekordlerin Betty Heidler (Frankfurt/79,42), die ihre Bestmarke vor Jahresfrist in Halle aufgestellt hatte, an die Chinesin Zhang Wenxiu (74,90) ging. Deren Landsfrau Gong Lijiao setzte sich im Kugelstoßen mit 19,84 m vor der Olympiazweiten von 2004, Nadine Kleinert (Magdeburg/19,51), sowie Christina Schwanitz (Erzgebirge/18,59) und Josephine Terlecki (Magdeburg/18,52) durch, die beide die Olympianorm übertrafen.

Zweite Plätze in Shanghai

Keine deutschen Siege gab es beim zweiten Diamond-League-Meeting dieser Saison nach Doha in Shanghai (China). Unterm Strich standen zwei zweiten Platzen von Speerwurf-Weltmeister Matthias de Zordo (Saarbrücken) und Stabhochspringer Björn Otto (Uerdingen) zu Buche.

Der 24-jährige de Zordo belegte mit seiner Saisonbestleistung von 81,62 m den zweiten Rang hinter Veselý Vítezslav (Tschechien/85,40), verpasste aber erneut die Olympianorm. Und Björn Otto wurde mit 5,65 m hinter dem höhengleichen Chinesen Yang Yansheng Zweiter.

Über 110 m Hürden trumpfte der Lokalmatador und Olympiasieger von 2004, Liu Xiang, auf und setzte sich mit einer Siegerzeit von 12,97 s gleich an die Spitze der Jahresweltrangliste.

Sozusagen einen Gruß in Richtung Diskus-Vizeweltmeisterin Nadine Müller aus Halle schickte die letztes Jahr wegen Dopings gesperrte Europameisterin Sandra Perkovic (Kroatien). Mit 68,24 m stellte sie einen Meeting- und zugleich einen Landesrekord auf.

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