Stromspender wird zum Riff

Offshore-Windparks bieten Meerestieren neuen Lebensraum

  • Iris Leithold und Stephan Scheuer, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Welche Auswirkungen haben etwa Hochsee-Windparks auf Tiere? Am Testfeld »Alpha Ventus« in der Nordsee entstehen laut einer Untersuchung neue Biotope. Doch Naturschützer warnen vor zu viel Euphorie.

Eine Untersuchung lobt Windparks als neue Lebensräume für Tiergemeinschaften. Die Fundamente werden von Muscheln besiedelt, Samtkrabbe und Taschenkrebs fühlen sich dort ebenfalls wohl. Das sind erste Ergebnisse ökologischer Untersuchungen in Deutschlands erstem Offshore-Windpark »Alpha Ventus« in der Nordsee, die Anika Beiersdorf vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie beim 22. Meeresumwelt-Symposium in Hamburg vorstellte. Demnach haben Taucher im Windpark ein 1000-fach erhöhtes Vorkommen des Taschenkrebses gefunden. »Alpha Ventus« mit zwölf Windanlagen wurde 2009 errichtet und ging 2010 in Betrieb.

Umweltschützer sehen die Untersuchung jedoch kritisch. »Die Studie ist sehr einseitig«, sagte Kim Detloff vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Mehr Taschenkrebse seien nicht per se ein positives Signal, mahnte der Meeresbiologe. »Wir wissen nicht, ob dadurch andere Arten verdrängt werden.« Es sei jedoch zu begrüßen, dass in den Gebieten der Parks Naturschutzgebiete eingerichtet würden. Sonst könnten Fischer dort Bodenschleppnetze einsetzen.

Die Sorgen von Naturschützern, Offshore-Windparks könnten den Vogelzug behindern, haben sich Beiersdorf zufolge bislang nicht bestätigt. Die Vögel scheinen demnach zu erkennen, ob sich die Windräder drehen oder nicht. Drehen sich die Rotoren, wichen die Vögel aus, sagte Beiersdorf. Totfunde von Vögeln auf den Anlagen seien selten.

Für Schweinswale ist der Betrieb der Anlagen Beiersdorf zufolge ebenfalls kein Problem. Die Betriebsgeräusche seien nur bis in eine Entfernung von maximal 100 Metern von den Meeressäugern zu hören. Problematisch sei jedoch das Einrammen der Fundamente in den Meeresgrund. Untersuchungen belegten, dass Schweinswale während der schallintensiven Bauarbeiten das Areal weiträumig bis auf 20 Kilometer Entfernung meiden. Maßnahmen zur Schallreduzierung beim Rammen - dabei werden in der Regel »Vorhänge« aus Luftblasen unter Wasser erzeugt - sind kaum ausgereift, wie bei der Tagung deutlich wurde. Weitere Forschungen seien nötig, zumal die Pfähle immer größer und damit die Rammgeräusche immer lauter würden, sagte Michael Bellmann vom Institut für technische und angewandte Physik Oldenburg.

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