Die NPD spielt mit

Burschenschaftstreffen in Eisenach

  • Lesedauer: 3 Min.

Ein Burschenschafter aus dem Dachverband »Deutsche Burschenschaft« (DB), der sich zur Zeit zu seinem diesjährigen Burschentag in Eisenach trifft, war an den Vorbereitungen eines Aufmarschs süddeutscher Neonazis am 1. Mai 2011 in Heilbronn beteiligt. Dies geht aus Dokumenten hervor, die dem »nd« vorliegen. Bei dem genannten Aktivisten handelt es sich um Andreas Wölfel, damals Funktionär des NPD-Kreisverbandes Wunsiedel sowie Mitglied der Burschenschaft Thessalia zu Prag in Bayreuth. Wölfel hat sich neben seiner Tätigkeit für die NPD aktiv in die Diskussionen in der DB über die Aufnahme von Männern mit nichtdeutschen Vorfahren eingeschaltet. Seine Aktivitäten belegen erneut den Einfluss der NPD in dem Korporationsdachverband, dem etwa auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (Münchener Burschenschaft Franco-Bavaria) angehört.

Zu dem Neonazi-Aufmarsch am 1. Mai 2011, den Wölfel mitorganisierte, hatte ein »nationales und soziales Aktionsbündnis« aufgerufen und unter der Parole »Fremdarbeiter stoppen!« angekündigt, »den Volkszorn auf die Straße tragen« zu wollen. An der Demonstration nahmen rund 800 Neonazis aus NPD und gewaltbereiten Strukturen (»Freie Kräfte«) teil. Als Redner trat neben mehreren NPD-Funktionären auch Jürgen Schwab auf, ein Aktivist vom neonazistischen »Freien Netz Süd«, der einst ebenfalls der Burschenschaft Thessalia zu Prag in Bayreuth angehört hatte. Im Jahr 2002 war ausgeschlossen worden war - wegen seiner damaligen Tätigkeit für die NPD. Dass es Wölfel heute möglich ist, seine Mitgliedschaften in der NPD und der Burschenschaft Thessalia zu Prag in Bayreuth zu verbinden, verdeutlicht die burschenschaftliche Rechtsdrift der letzten Jahre.

Deutsche Burschis

Dabei ist Wölfel nicht nur als Autor in den »Burschenschaftlichen Blättern« hervorgetreten, der DB-Zeitschrift, deren gegenwärtiger Chefredakteur Norbert Weidner im letzten Jahr in einem internen Mitteilungsblatt seiner Burschenschaft das Todesurteil gegen den NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer »rein juristisch ... gerechtfertigt« genannt hatte.

Wölfel hat sich auch an den Diskussionen der DB um die Aufnahme deutscher Männer mit nichtdeutschen Vorfahren beteiligt. Es sei seine »feste Überzeugung«, dass »die Angst vieler Verbandsbrüder vor Überfremdung« ernst- und »die Burschenschaft für die verbliebenen Deutschen als ein authentischer Rückzugsort und als Bastion gegen die Umvolkung wahrgenommen« werden müssten. Kurz darauf meldete sich die Thessalia zu Prag in Bayreuth mit einer Stellungnahme zum Thema in den »Burschenschaftlichen Blättern« zu Wort. Eine »nicht-europäische Gesichts- und Körpermorphologie« weise auf eine »nicht-deutsche Abstammung« hin, hieß es darin; diese jedoch stehe einer Zugehörigkeit zur »geschichtlichen Schicksalsgemeinschaft des deutschen Volkes« entgegen.

Anknüpfend an die burschenschaftlichen Aktivitäten von NPD'lern wie Wölfel, Jürgen Gansel, Arne Schimmer (beide Burschenschaft Dresdensia Rugia zu Gießen) oder Michael Hahn (Marburger Burschenschaft Rheinfranken) hat die Eisenacher NPD-Stadtratsfraktion angekündigt, am aktuellen Burschentag »teilnehmen« zu wollen. Die DB-»Ideale von Ehre, Freiheit und Vaterland« müssten »in der heutigen Politik endlich wieder Einzug finden«, erklärt die Fraktion.

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