nd-aktuell.de / 07.06.2012 / Politik / Seite 4

Burka-Jäger

Filip Dewinter setzt ein Kopfgeld auf Burkaträgerinnen aus

Katja Herzberg

Schlimm genug, dass der belgische Gesetzgeber die Verschleierung einer Frau unter Strafe gestellt hat, was Schätzungen zufolge weniger als 300 Frauen von insgesamt zehn Millionen Belgiern betrifft. Dies reicht den Islamophoben aber nicht. Der rechtsextreme Politiker Filip Dewinter hetzt nun die Belgier, die es in seiner Welt gar nicht gibt, dazu auf, Frauen mit Burka zu denunzieren. Medienwirksam verkündete er am Dienstag, jedem 250 Euro zu zahlen, »der eine Burkaträgerin aufspürt, sie bei der Polizei zur Anzeige bringt und ihre Verhaftung bewirkt«.

Dewinter ist seit seiner Jungend politisch aktiv, und dies stets am rechten Rand. Während seines Studiums in Antwerpen wirkte er bereits im Nationalistischen Studentenverein mit. Anfang der 1980er Jahre schloss sich der inzwischen 51-Jährige dem Vlaams Blok an und wurde 1992 dessen Fraktionsvorsitzender im Flämischen Parlament. Nachdem die Partei 2004 wegen Diskriminierung von Migranten vom Obersten Berufungsgericht in Belgien verurteilt wurde, löste sie sich auf, um wenig später als Vlaams Belang wieder wertkonservative, rassistische und separatistische Positionen zu vertreten. Für die neue rechtspopulistische Partei ist Dewinter auch Gemeinderatsmitglied in Antwerpen, der Hochburg des Vlaams Belang, sowie im Parteivorstand. Im Interview mit der österreichischen Tageszeitung »Die Presse« sagte Dewinter 2010: »Belgien existiert nicht, es ist ein künstliches Land.«

Doch erst die islamophoben Kampagnen der letzten Jahre in Zusammenarbeit mit Geert Wilders' niederländischer Freiheitspartei sowie der deutschen Pro-Bewegung fielen auf fruchtbaren Boden. »Der Islam ist der größte Feind unserer Lebensweise«, agitierte der ausgebildete Journalist in »Die Presse«. Das nun auf verschleierte Frauen ausgesetzte Kopfgeld geht von der Organisation »Städte gegen Islamisierung« aus, der Dewinter vorsitzt.

Der Rechtspopulist bezeichnete sein Vorgehen als »spielerische Aktion«. Diesen Zynismus teilen wohl die wenigsten. Youtube entfernte das Video zum Aufruf, da es gegen das Verbot von »Hassreden« verstoße.