Geschichten und Geschichte

Comic-Salon

  • Ralf Hutter, Erlangen
  • Lesedauer: 2 Min.

Schon der diesjährige Titel »Illustration der Geschichte« macht es sehr deutlich: Der »Comic-Salon«, der seit Donnerstag und bis Sonntag zum 15. Mal im mittelfränkischen Erlangen stattfindet, hat sich längst zu weit mehr als einer Comic-Messe entwickelt. Zum einen, weil das Genre selbst sich aufgefächert hat und immer mehr Themen für immer mehr Zielgruppen als grafische Literatur aufbereitet werden, es also nicht mehr nur um die klassischen belustigenden oder an Kinder gerichteten »Comics« oder »Comic-Strips« geht. Zum anderen ist der zweijährlich und erstmals 1984 ausgerichtete Comic-Salon mehr als nur Branchentreff. Vorträge aus der Comic-Forschung gehören ebenso dazu wie die Ausstellungen und Projekte von Studierenden aus gestalterischen Studiengängen (dieses Mal von 19 Hochschulen) sowie die als Comicfiguren verkleideten, vor allem jüngeren Fans, die dieses ihr Hobby hier auch in Werkstätten kultivieren können.

Der Comic-Salon gilt als das größte Festival für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum. So kann es nicht überraschen, dass die Stadt in dieser Zeit ganz von ihm geprägt ist: Die 24 Ausstellungen zu Comic-Themen etwa stehen zum Teil in Läden, Kneipen, Galerien, einem nahen Hotel, der Stadtbibliothek und sogar in einem der vielen Gebäude des Siemens-Konzerns. Das Rathaus ist ohnehin komplett in Beschlag genommen. Die kleineren wie auch das große Kino der Stadt zeigen Filme, die mit der Welt der grafischen Literatur zu tun haben. Entlang eines »Comic-Wegs« durch die Stadt werden an 15 Stationen Bildergeschichten ausgestellt, die Schulklassen im Vorfeld gemeinsam mit Comic-Profis erarbeitet haben. .

In Erlangen werden die wichtigsten Preise der Branche verliehen. Neu dazugekommen ist dieses Jahr ein Wettbewerb von Comic-Magazinen. Die zum Teil extra für diesen Zweck ins Leben gerufenen Redaktionen sollten ein Heft unter dem Motto »Der Sinn des Lebens« produzieren. Die Ergebnisse werden in Erlangen ausgestellt und verkauft. Teil des Wettbewerbs ist, dass Redaktionsmitglieder auf der Bühne vor den Toren der Messe gegeneinander antreten, etwa beim Wettzeichnen und beim Comic-Quiz.

Doch es ist nicht nur der Spaßfaktor, der die Messe prägt. »Die grafische Literatur hat Politik und Geschichte als zentrale Themen entdeckt«, heißt es im Programm. In Erlangen liegt der Schwerpunkt da auf dem arabischen Raum. Zwei Dutzend Zeichnerinnen und Zeichner aus Nordafrika und dem Nahen Osten wurden eingeladen. Die Hauptausstellung ist ihnen gewidmet und trägt den selben Titel wie der Kongress. »Illustration der Geschichte« meint nicht nur die Bebilderung von Geschichten, sondern auch den künstlerischen Bezug auf aktuelle politische Ereignisse.

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