Sommer, Sonne, Guggenheim

Labor zur Erforschung von Stadtkultur eröffnete am Freitag

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 3 Min.
Bis zum 29. Juli steht das Lab in Prenzlauer Berg.
Bis zum 29. Juli steht das Lab in Prenzlauer Berg.

In der Christinenstraße parken drei Polizeibusse, die Beamten stehen vor ihren Autos. Zu tun gibt es am Freitagvormittag nichts, niemand will Farbbeutel werfen oder mit Transparenten an den Polizisten vorbei stürmen, um die Veranstaltung zu stören, zu deren Schutz sie hier sind. Am Nachmittag jedoch versuchen ein paar Aktivisten, das Gelände zu betreten und werden von der Polizei daran gehindert. Im Hof des Pfefferbergs eröffnete am Freitag das BMW Guggenheim Lab.

»Das Lab ist eine Box für Ideen, die um die Welt reist«, sagt Maria Nicanor, Kuratorin des Labs am Freitag. »Stellen Sie sich das Lab als urbane Konferenz vor.« Wie ein Kasten ohne Boden schwebt die Box über Stühlen und Tischen, im Inneren sind Tontechnik und Scheinwerfer untergebracht. Die Ideen, die sich zur Eröffnung präsentieren, werden per Wollknäuel und Goldstoff kommuniziert. Der Stoffladen »Frau Tulpe« hat Nähmaschinen aufgebaut, gegenüber führen Studenten aus Boston einen Laser-Schneider vor. Während Journalisten und Fotografen der Kuratorin zuhören, werden im Hintergrund die letzten Kabel verlegt und auf den Tischen diverse Bastelutensilien verteilt. Die Szenerie wirkt ein bisschen wie ein Nachmittag im Kindergarten.

Laut Kuratorin soll es jeden Tag Aktionen geben. Mehr als 100 kostenlose Veranstaltungen sind geplant. Die Spanne reicht vom Vortrag eines Stadtforschers (»Berlin ist hässlich, und das ist auch gut so«) bis zum selbstgebauten Solarröster für Kaffeebohnen.

Den Platz in Prenzlauer Berg hätte man ursprünglich ausgewählt, so Nicanor. Auf Kreuzberg sei man erst nach weiteren Stadtrecherchen gekommen. »Ich dachte, die Gespräche, die vor Wochen begannen, würden heute anfangen« , sagt die Kuratorin und bezieht sich auf den Protest gegen die Pläne, das Lab in Kreuzberg aufzustellen. Dass BMW als Sponsor des Labs auftritt, war einer der Gründe für den lautstarken Protest. Gentrifizierung sei beispielsweise auch in New York schon Thema der Veranstaltungen gewesen. Dort stand das Labor zuerst.

Zum Lab Team in Berlin gehören unter anderem Corinne Rose und Rachel Smith. Sie habe während ihrer Recherchen zu Berlin mit über 100 Organisationen und Menschen gesprochen, berichtet Smith. Die gebürtige Britin will sich in ihren Workshops vor allem mit dem Thema Mobilität beschäftigen. Bei »Frau Tulpe« dürfen die Besucher Fahrradtaschen und Sattelbezüge nähen, wie eine Modedesignerin erklärt. Sie findet, ein Konzern wie BMW könne sein Geld schlechter investieren. »Dann doch lieber für so ein Projekt.«

Mit den letzten öffentlichen Räumen und deren Zukunft in Berlin will man sich auch auseinander setzen. Rocco Zühlke steht vor einem umgebauten Feuerwehrauto. Damit unternimmt »Freespace Berlin« Touren zur Liegenschaftspolitik - zur Frage, wie die Stadt mit ihren Grundstücken umgeht. Die Debatte um das Lab hat den Architekturstudenten beschäftigt. »Wir haben da selber lange mit uns gerungen«, sagt Zühlke.

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