Mit Ach und Krach Zweiter

Mon Dieu, Les Bleus! Durch ein 0:2 gegen Schweden verspielen Ribery und Kollegen den Gruppensieg

Wie schwer sich so mancher vermeintliche Turnierfavorit bei diesem EM-Turnier doch tut: Gestern Abend in Kiew blieb auch die französische Mannschaft beim Vorrundenabschluss den Beweis der Titeltauglichkeit schuldig. Nach einem 0:2 gegen Schweden war zwar der Viertelfinaleinzug gesichert, doch nicht wie erwartet als Gruppensieger, sondern nur als Gruppenzweiter hinter England, das die Ukraine mit 1:0 bezwang. Am Sonnabend trifft die Equipe von Trainer Laurent Blanc nun in Donezk schon auf die Titelverteidiger aus Spanien.

Der verflixte dritte Spieltag: Während sich die Deutschen und die Spanier noch mit Mühe zu Siegen durchringen konnten, geriet er den Franzosen zur Blamage. Den Schweden indes glückte die so inständig gewünschte Rehabilitation: Ballsicher, zweikampfstark, und ziemlich schnell beim Umschalten von Abwehr auf Angriff - nach zwei Niederlagen zeigte die Mannschaft, wieso ihr Trainer Erik Hamren seine Spieler trotz des Ausscheidens hoch gelobt hatte: »Diese Mannschaft könnte wirklich gut sein. Sie hat das Zeug dazu und sie wird ihren Weg machen.«

Im aufgeheizten Kessel des Olympiastadions Kiew kauften Zlatan Ibrahoimovic und Co. den Gegnern von Beginn an den Schneid ab: Stürmer Ola Toivonen stand in der 10. Minute erstmals im Mittelpunkt, als er den herausstürmenden französischen Schlussmann Hugo Lloris umkurvt hatte, jedoch nur den Pfosten traf. Schweden hatte die Hoheit im Mittelfeld erobert und behielt sie bis zum Abpfiff.

Und die hoch gelobten Franzosen? Gaben Rätsel auf. War es hochfahrend oder schlichtes Unvermögen? Mit scheinbar prallem Selbstbewusstsein stolzierten »Les Bleus« über den Rasen, an diesem Abend in weißen Auswärtstrikots, aber was das Team aus dem Land der Europameister von 1984 und 2000 zeigte, gefiel nicht.

Karim Benzema war ein, zwei Mal bei gefährlichen Aktionen zu beobachten: zum Beispiel bei seinem Fernschuss nach 35 Minuten, der aber übers Tor strich. Doch es blieb bei Einzelaktionen wie dem Schuss von Franck Ribery, der in der 45. Minute das Tor nur knapp verfehlte.

Nach dem Wechsel erzielte Schwedens Superstar Zlatan Ibrahimovic die verdiente Führung; Flanke von rechts durch Sebastian Larsson, die »Ibra« volley zum 1:0 verwandelte. Danach gab es Chancen im Sekundentakt, die beste vergab Christian Wilhelmsson, dessen Schuss der starke französische Torwart Lloris abblockte. Doch in der Nachspielzeit traf Sebastian Larsson doch noch zum verdienten 2:0. Nach einem Durcheinander im Strafraum jagte er den Ball aus sieben Metern mit voller Wucht in die Maschen.

Die Schweden ließen sich nach dem Abpfiff von ihrem Anhang feiern. 18 000 Fans waren den Tre Kronors in die ukrainische Hauptstadt gefolgt, es war die größte Fangruppe, die bei dieser Endrunde dabei war. In ihrem gelb-blauen Trikots hatten sie sich auf den Straßen immer wieder mit den gelbgekleideten Ukraine-Fans verbündet. Nach dem Ausscheiden der Gastgeber wird Kiew nun wohl keine gelbe Stadt mehr sein.

Schweden: Isaksson - Granqvist, Mellberg, J. Olsson, M. Olsson - Svensson (78. Holmen), Källström - Larsson, Ibrahimovic, Bajrami (46. Wilhelmsson) - Toivonen (78. Wernbloom).
Frankreich: Lloris - Debuchy, Rami, Mexès, Clichy - Nasri (77. Menez), Diarra, M'Vila (83. Giroud) - Ben Arfa (59. Malouda), Ribéry - Benzema.
Tor: 1:0 Ibrahimovic (54.), 2:0 Larsson (90.+1). Schiedsrichter: Proença (Portugal). Zuschauer: 63 010.

Download: Spielplan und Ergebnisse

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