Scharfkantig durch die Luft

Deutsche Forscher testen neuartiges Raumfahrzeug

  • Richard Heister, AFP
  • Lesedauer: 2 Min.

Temperaturen von bis zu 2500 Grad Celsius wird der unbemannte Flugkörper »Shefex II« aushalten müssen, wenn er nach seinem Flug bei einen Tempo von 11 000 Stundenkilometern wieder in die Erdatmosphäre eintaucht. Mit dem »Shefex«-Testflug wollen Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) klären, wie Raumfahrzeuge nach einer Reise ins All möglichst sicher und kostengünstig in die Atmosphäre zurückgeholt werden können. Stattfinden soll der Härtetest für den DLR-Flugkörper über Norwegen. Der für Mittwoch geplante Versuch musste wetterbedingt allerdings verschoben werden.

»Wir betreten mit der Mission technologisches Neuland«, erklärt Projektleiter Hendrik Weihs vom DLR-Institut für Bauweisen- und Konstruktionsforschung in Stuttgart. Die mobile Raketenstation »Moraba« des DLR soll den samt Rakete 12,6 Meter hohen »Shefex«-Flugkörper von der norwegischen Insel Andoya aus in eine Höhe von 250 Kilometern schießen.

Nachdem »Shefex II« seine größte Flughöhe erreicht hat, taucht das Raumfahrzeug mit elffacher Schallgeschwindigkeit wieder in die Atmosphäre ein. Dabei wird sich zeigen, ob sich seine ungewöhnliche Form bewährt. Denn während herkömmliche Flugkörper eher abgerundet sind, setzt das DLR-Projekt auf Ecken und Kanten - »Shefex« steht für »Sharp Edge Flight Experiment« (»scharfkantiges Flugexperiment«). »Die kantige Form hat den Vorteil, dass das Thermalschutzsystem deutlich billiger herzustellen ist«, betont Weihs. »Die scharfe Anlaufkante verbessert zudem die aerodynamischen Eigenschaften.« Der Flugkörper ist zusammengesetzt aus einzelnen glatten Platten, die einfacher und damit kostengünstiger hergestellt werden können als die individuell geformten Kacheln der inzwischen ausgemusterten US-Space-Shuttles.

Bei seinem Testflug wird »Shefex II« unter anderem mit einer Kamera und Sensoren für Druck, Temperatur und Wärmefluss sowie Antennen ausgerüstet sein. »Die Phase des Wiedereintritts in die Atmosphäre wird zwischen 40 und 60 Sekunden dauern«, sagt Weihs. Enden wird der zehnminütige Flug wenig später in der Nähe von Spitzbergen, wo »Shefex« an einem Fallschirm niedergehen soll.

Bei der »Shefex II«-Mission greifen die DLR-Forscher auf ihre Erfahrungen mit dem Flugkörper »Shefex I« aus dem Jahre 2005 zurück. Das Nachfolgemodell fliegt allerdings nun mit doppeltem Tempo. Außerdem kann »Shefex II« beim Wiedereintritt erstmals aktiv gelenkt werden.

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