nd-aktuell.de / 07.07.2012 / Wissen / Seite 28

Flauschige Dinos

Saurierjunge trugen Daunenkleid

Sabine Dobel, dpa

Dinosaurier hatten zumindest als Jungtiere keine Schuppen, sondern einen weichen, warmen Flaum. »Wir müssen uns von dem Bild der reptilischen Giganten verabschieden. Sie waren wohl alle viel flauschiger«, sagte der Konservator an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, Oliver Rauhut, in München. Die Forscher hatten einen 150 Millionen Jahre alten Baby-Raubsaurier aus dem Raum Kelheim untersucht und berichten darüber in der Fachzeitschrift »Proceedings« der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS). Der Daunenflaum sollte die Ur-Tiere wärmen. Denn sie waren wohl keine reinen Kaltblüter, wie kürzlich auch andere Forscher zeigten.

Der rund 70 Zentimeter große Raubsaurier ist zu 98 Prozent vollständig und Experten zufolge eine der weltweit besterhaltenen Saurier. »Unter ultraviolettem Licht erkennt man Reste der Haut und des Federkleides als leuchtende Flecken und Fasern an dem Skelett«, sagt Helmut Tischlinger, einer der Studienautoren. Das Tier war vermutlich frisch geschlüpft. »Wir wissen nun mit Sicherheit, dass sie als Jungtiere Federn hatten, können aber auch nicht ausschließen, dass auch ein ausgewachsener Tyrannosaurus rex noch flauschig war«, sagte Rauhut. Schon in den vergangenen Jahren hatten Funde gefiederter Saurier aus China das Bild der drachenartigen Reptilienmonster ins Wanken gebracht. Die Federn dienten aber nicht zum Fliegen. »Das ist wahrscheinlich schlicht und ergreifend ein Wärmeschutz. So eine Körperbedeckung macht wiederum nur dann Sinn, wenn die Dinosaurier in gewissem Rahmen die Möglichkeit hatten, ihre Körpertemperatur zu regeln«, sagt Rauhut. Damit seien sie eine Art Warmblüter gewesen - unabhängiger von ihrer Umgebungstemperatur, aber auch anfälliger für Futterknappheit, denn Warmblüter brauchen mehr Energie.

Erst im Juni waren Forscher um die Paläobiologin Meike Köhler von der Autonomen Universität Barcelona im Fachjournal »Nature« durch Knochenvergleiche mit heutigen Wiederkäuern zu ähnlichen Schlüssen gekommen.

Der neue Dino erhielt den wissenschaftlichen Namen Sciurumimus albersdoerferi. Die Gattung leitet sich von Eichhörnchen (Sciurus) ab, Grund ist der buschige, geschwungene Schwanz. Ausgewachsen dürften die Tiere sechs Meter oder größer gewesen sein und als veritable Großwildjäger andere Saurier gefressen haben. Auch flauschig befiedert blieben die Dinos die gefährlichsten Raubtiere an der Spitze der Nahrungspyramide.