Ende der Zersplitterung

Der Dachverband Tanz zog Jahresbilanz und bot Ausblick

  • Karin Schmidt-Feister
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts stand das Klinker-Ensemble Bethanien leer. Im 21. Jahrhundert lebt das stattliche Bauwerk als Kunst-Quartier Bethanien spannende Synergien. Hier haben Künstler ihre Ateliers und Werkstätten und hier ist unter anderem der Dachverband Tanz Deutschland beheimatet. Im Jahrespressegespräch informierte er über den Stand der Dinge.

Der 2006 gegründete Dachverband versteht sich als Kommunikationsplattform für derzeit vierzig Verbände, Tanzinstitutionen sowie Akteure auf nationaler und internationaler Ebene; unter ihnen sind die Bundesdeutsche Ballett- und Tanztheaterdirektorenkonferenz, die TanzWerkstatt Berlin, der Bundesverband Tanz in Schulen, die fabrik Potsdam, Sasha Waltz & Guests. Im Dialog mit der Politik will man mit einer starken Stimme sprechen und kompetenter Ansprechpartner sein.

Nach Zeiten der Zersplitterung und der Dominanz von Einzelinteressen aus ästhetischen, politischen und historischen Gründen in Ost wie West ist es zunehmend gelungen, die gegenseitige Ignoranz zu überwinden, eine respektvolle Gesprächskultur und engagierte Zusammenarbeit innerhalb der vielstimmigen Tanz-Gemeinde in Bewegung zu bringen. Dieser bedeutsame Strategiewechsel wird im Namen Dachverband Tanz Deutschland manifestiert. Akteure des klassischen und zeitgenössischen Tanzes in festen oder freien Produktionsstrukturen, Ausbildungseinrichtungen, Tanzarchive und Tanzmedizin engagieren sich erstmals gemeinsam unter einem Dach. Interne Debatten und Positionsfindungen sind Grundvoraussetzung für den kulturpolitischen Dialog auf allen Ebenen; wobei der Bund nur eine kleine Stimme innerhalb einer länderdominierten Kulturpolitik hat.

Der Dachverband Tanz Deutschland wirkt mit seinen acht Vorstandsmitgliedern als zentraler Ansprechpartner auf Bundes- und Länderebene über wechselnde politische Konstellationen hinweg für alle Belange des Tanzes. Geschäftsführer Michael Freundt betont: »Wir treiben langfristig bestimmte Themen voran, um die politische Anerkennung und Wahrnehmung von Tanz nach dem Auslaufen von fünf Jahren Tanzplan zu stärken«. Im Fokus der Bemühungen stehen die soziale Situation der Tanzschaffenden, die Künstlerförderung/Produktion und Präsentation, die Bestandserhaltung und Digitalisierung des Tanzerbes in den Tanzarchiven Köln, Leipzig, Berlin und Bremen sowie die kulturelle Bildung.

Wichtig ist die Etablierung einer Informationsstruktur, um die Kommunikation mit den regionalen Tanzbüros und Ansprechpartnern in allen Bundesländern zu ermöglichen. Es geht auch darum Aus- und Weiterbildung nach Qualitätsstandards unter EU-Richtlinien zu praktizieren und das Wissen über die Berufsspezifika von Tänzern und Tanzpädagogen zu stärken. Erstmals gibt eine vom Dachverband miterarbeitete Studie Auskunft über Anforderungen und Defizite in der Ausbildung von Tanzpädagogen. Nach einer inhaltlichen Expertendiskussion im Herbst werden deren Ergebnisse in den Dialog mit der Politik einfließen.

www.dachverband-tanz.de

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