nd-aktuell.de / 11.07.2012 / Sport / Seite 19

Wackerer Waliser führt Team Britannia an

Ryan Giggs kommt mit dem olympischen Fußballturnier doch noch zu seinem internationalen Großereignis

Arne Richter, dpa
Ryan Giggs kann mit 38 Jahren erstmals bei einem Großereignis mitspielen. Die Geschichte des wackeren Walisers ist eine besondere Note des olympischen Fußballturniers.

Ein 38-Jähriger aus Ely in Wales will Nachfolger von Lionel Messi werden. Was wie ein modernes Märchen klingt, ist die Geschichte von Ryan Giggs. Die Ikone von Manchester United kann im Spätherbst seiner außergewöhnlichen Karriere doch noch bei einem großen internationalen Turnier spielen. Als Kapitän der britischen Olympiamannschaft ist er einer von drei Akteuren über 23 Jahre, die Coach Stuart Pearce in das Team Britannia berief.

Im Gegensatz zu WM und EM treten die vier britischen Verbände beim Olympiaturnier mit einer Auswahl an. Mit Wales hatte Giggs nie den Sprung zu einer Endrunde geschafft. Nicht dabei ist David Beckham, der als Werbeikone half, Olympia nach London zu bringen, von Pearce aber nun nicht berücksichtigt wurde. Am 11. August will Giggs mit der Auswahl von Premier-League-Jungstars im Londoner Wembleystadion um Gold spielen. 2004- und 2008-Sieger Argentinien um Weltfußballer Lionel Messi verpasste wie Deutschland die Qualifikation. Die Konkurrenz ist dennoch hochkarätig. Spanien reist mit drei frisch gekürten Europameistern an. Jordi Alba, Javi Martínez und Juan Mata stehen im Aufgebot. Brasilien nimmt das Olympiaturnier auch ernst. Erstmals soll der Sieg her - und das Team für die Heim-WM 2014 Struktur bekommen.

Im Gegensatz zum Turnier vor vier Jahren in Peking - als letztlich der Internationale Sportgerichtshof über die Abstellungsregularien entscheiden musste, birgt das Olympiaturnier in diesem Jahr weniger sportpolitische Brisanz. Die meisten Ligen fangen erst nach dem Ende der Spiele an. Waren 2008 viele Vereine gegen eine Teilnahme ihrer Spieler am Turnier im Zeichen der fünf Ringe, wollen diesmal viele Spieler von sich aus nicht bei Olympia dabei sein. Die Schweizer Bundesliga-Neulinge Xherdan Shaqiri (Bayern München) und Granit Xhaka (Borussia Mönchengladbach) bestreiten lieber die Saisonvorbereitung mit ihren neuen Klubs.

Etwa ein Dutzend Bundesliga-Spieler ist bei dem Turnier dabei, das in London, Manchester, Newcastle Coventry, Glasgow und Cardiff, dem Geburtsort von Giggs, gespielt wird. Wolfsburgs Schweizer Torwart Diego Benaglio oder der spanische Neu-Gladbacher Álvaro Domínguez sind im Einsatz. Das DFB-Team war schon in der ersten Qualifikationsphase nach einem 1:4 auf Island gescheitert. Letztmals waren deutsche Fußball 1988 bei Olympia und holten Bronze.

Dreimal Bronze gab es zuletzt für die DFB-Fußballerinnen. Der vierte Angriff auf Gold scheiterte durch das Viertelfinalaus bei der Heim-WM 2011. Nun stellt sich die Frage, ob die USA den Gold-Hattrick schafft, obwohl die heimische Profiliga im Frühjahr den Spielbetrieb eingestellt hat.