Erfahrene Politikerin

Dlamini-Zuma jetzt an der Spitze der Afrika-Union

  • Hans-Georg Schleicher
  • Lesedauer: 2 Min.
Mit der Südafrikanerin Nkosazana Dlamini-Zuma steht erstmals eine Frau an der Spitze der Kommission der Afrikanischen Union (AU). Sie hatte beim AU-Gipfeltreffen in Addis Abeba die notwendige Zweidrittel-Mehrheit für das wichtigste Amt in der Staatenbewegung erhalten.

Die Medizinerin Nkosazana Dlamini-Zuma erhielt ihre berufliche und politische Prägung vor allem ab 1976 im britischen Exil. ANC-Kampfgefährten erinnern sich an sie als eine der Aktivistinnen in London, die engagiert, aber fast unauffällig tätig waren und erst nach 1994 Prominenz erlangten. Im neuen Südafrika wurde sie Ministerin.

Dlamini-Zuma gehörte dem einflussreichen Personalausschuss des ANC an und zählte zum inneren Führungskreis um Präsident Thabo Mbeki. Ihre Ehe mit Jacob Zuma wurde 1998 geschieden. Es überraschte, dass sie nach Mbekis Absetzung weiterhin dem Kabinett angehörte - nun unter ihrem Exgatten. Das war wohl neben Kompetenz und Durchsetzungsvermögen auch dem Fakt geschuldet, dass sie keine Ambitionen auf Führungspositionen zeigte. Eine Nominierung als Vizepräsidentin nach der vorhergegangenen Entlassung Jacob Zumas durch Mbeki hatte sie zuvor abgelehnt.

Diplomatische Erfahrungen sammelte die heute 63-Jährige als Außenministerin unter Mbeki mit seiner ambitionierten Politik der »Afrikanischen Renaissance«. Sie fühle sich als Persönlichkeit, nicht primär als Südafrikanerin berufen, erklärte sie jetzt, als sie auf die regionale Rolle Südafrikas angesprochen wurde. Und zu anglofonen-frankofonen Konflikten in der AU verwies sie auf ihre Zulu-Wurzeln. In der AU werde sie sich um die Fortsetzung der Konsenspolitik bemühen.

Die Reaktionen auf ihre Wahl waren in Afrika gemischt, aber überwiegend positiv. Ugandas Präsident Yoweri Museveni sieht sie angesichts ihres Hintergrunds vor allem als Freiheitskämpferin, nicht so sehr als Diplomatin. Ihre Effizienz in bisherigen Ämtern, vor allem als Außen- und zuletzt Innenministerin, erklärt wohl die breite Unterstützung, die ihre Wahl im eigenen Land findet - bis in die Opposition hinein.

Das Handicap ihrer Herkunft aus der Regionalmacht Südafrika, das manche Beobachter sehen, kann Dlamini-Zuma bei diffizilen Problemen sogar hilfreich sein. Ihr vormaliger Chef Mbeki ist offizieller AU-Vermittler im Konflikt zwischen Sudan und Südsudan. Jedenfalls wird Südafrika auf dem Kontinent mit der Wahl Nkosazana Dlamini-Zumas wieder stärker in die Pflicht genommen.

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