nd-aktuell.de / 04.08.2012 / Kultur / Seite 29

Zartbesaitete und Maßlose auch in Florakreisen

GARTEN: Neidloser Blick über der Nachbarin Zaun auf den Sonnenblumenbaum mit 25 Blüten

Brigitte Müller, Hobbygärtnerin und Umweltautorin
Sonneblumenbaum
Sonneblumenbaum

Der kleine Einspruch vor zwei Wochen hat sich also gelohnt: Herr Regen räumte den Platz und Frau Sonne konnte scheinen. Aber das tat sie gleich wieder so heftig, dass ich mich ganz olympisch fragte, auf welches Siegertreppchen sie damit wolle?

Den meisten Blüten gefällt aber natürlich, dass es ihnen nicht mehr so oft aufs Haupt regnet. Besonders solchen zarten wie dem Phlox. Sonnenblumen, ob als Staude oder Einjährige, haben das nasse Wetter erstaunlich gut überstanden. Ein besonders üppiges Exemplar zeigt, wie aus einem kleinen Kern in wenigen Wochen geradezu ein Baum wird; aus jeder Blattachse schob sich ein Blütenstiel, 25 insgesamt. Im Garten der Nachbarin sind schon größere Blumen dieser Art gewachsen. Aber sie mussten immer kräftig gestützt werden, weil sie sich ganz offensichtlich übernommen hatten. Maßlosigkeit gibt es auch in Florakreisen.

Ebenso üppig geht es bei Margeriten zu, nicht zu Unrecht Wucherblume genannt. 25 Arten gibt es von ihrer Gattung aus gemäßigten Klimazonen Europas und Asiens, in weiß oder gelb, mit einfachen oder gefüllten Blüten. Wenn Gartenmargeriten einen optimalen Standort haben (feuchten lockeren Boden), können sie wochenlang als weißes Blütenmeer wogen. Und natürlich gibt es vom Experimentierfeld der Züchter viele Hybriden in verschiedenen Farben. Sie schmücken meist nur als Einjährige Gartenbeet und Balkonkasten, da sie im Winter nicht draußen bleiben mögen, sprich sie sind nicht frosthart. Wer aber die Möglichkeit hat, einem Margeritenbäumchen oder -strauch über die kalte Jahreszeit zu helfen, kann jahrelang Freude an diesen Dauerblühern vom Frühling bis in den Herbst haben.

Keinen Wert auf dekorative Blüten legt dagegen Laurus nobilis, dafür trumpft er als Immergrüner mit glänzenden aromatischen Blättern auf. Meinen Lorbeerbaum habe ich vor einigen Jahren von der Kompostabfallseite einer Gärtnerei gerettet: schlappe, traurige 20-Zentimeter-Stiele. Inzwischen hat sich einer zu einem 1,50 Meter hohen Bäumchen entwickelt und der andere zu einem schmucken Strauch. Da sie nur einige Minusgrade vertragen, überwintern sie als schöne Blattpflanze in einem nicht zu warmen Raum.

Vor der Eiszeit soll es in Europa Lorbeerwälder gegeben haben. Heute wächst Laurus als Wald noch auf den Kanarischen Inseln. Die meisten werden nur trockene bräunliche Blätter als Küchengewürz kennen. Doch schon in der Antike war Laurus nobilis als Zierpflanze beliebt. Die Römer flochten aus seinen Zweigen die corona triumphalis, mit der sie ihre siegreichen Feldherren ehrten. Später schmückte der Kaiser sein Haupt mit Lorbeer.

Und natürlich werden mit ihm nicht nur Krieger, sondern auch Sportler geehrt. Seit 1950 gibt es in der Bundesrepublik das Silberne Lorbeerblatt für herausragende Sportler. Und da Lorbeer die Muse beflügeln soll, trugen (und tragen?) Poeten ein Lorbeerblatt in der Tasche oder legten es unters Kopfkissen. Die ätherischen Öle und Bitterstoffe in den Blättern wirken sich positiv auf die Verdauung aus, und Lorbeeröl hilft bei Prellungen und Muskelschmerzen. Durch längeres Köcheln der trockenen oder auch frischen Blätter wird das angenehme Lorbeeraroma besonders gut aufgeschlossen. Weiche zarte grüne Blätter kann man fein geschnitten zum Würzen von Salaten, Quark oder in Kräuterbutter verwenden.