nd-aktuell.de / 04.08.2012 / Brandenburg / Seite 14

Politischer Ska im SO 36

Regelmäßig in Deutschland und immer wieder gern gesehene Gäste ist die zehnköpfige Band »Panteón Rococó« aus Mexiko-Stadt. Denn wenn am Mittwoch, 8. August, in Berlin im SO 36 die Musik erklingt, wähnt man sich für eine Zeit lang in einer anderen Welt. »Panteón Rococó« sehen es als ihre Aufgabe an, mit ihrem Sound in alle steifen und festgefahrenen politischen Zustände richtig Bewegung zu bringen. Ihr Medium dafür ist eine Mischung aus Punkrock, Ska, Salsa, Mariachi und Reggae, also alles musikalische Stilelemente, die einem gehörig in die Glieder fahren.

Drummer Hiram Paniagua und Perkussionist Tanis »El Bambino« bilden bei »Panteón Rococó« eine rhythmisch abwechslungsreiche Grundstruktur, dazu kommt eine dreiköpfige Bläsersektion, zwei Gitarristen, Keyboarder und ein Basser, die gehörig Drive und Schub erzeugen. Das I-Tüpfelchen ist dann noch Sänger Luis Román Ibarra alias »Dr. Shenka«, der in den Songs der Band klare linkspolitisch orientierte Statements zum Besten gibt. Um vom aktuellen Album »Ejército De Paz« (»Erziehung zum Frieden«) ein Lied wie »Abajo Y A La Izquierda« (unten und links) im Programm zu haben, muss man in Mexiko nur einmal die Augen aufmachen, um zu sehen, wie Mafiabanden, Militär und Polizei seit Jahren einen grausamen Drogenkrieg mit jährlich Tausenden Toten gegeneinander führen und das staatliche Gemeinwesen zerrütten.

So versteht man schnell die Intention von »Panteón Rococó«, die explizit gegen Massenmord, Lügen und Korruption aufstehen und für eine gänzlich anders organisierte Welt eintreten. In der Vergangenheit ihrer 17-jährigen Karriere, die sie an die Spitze mexikanischer Rockgruppen geführt hat und dort Arenen füllen lässt, hat sich die Band insbesondere politisch auf die Zapatisten bezogen, eine revolutionäre Bewegung mexikanischer Ureinwohner in der Provinz Chiapas.

»Panteón Rococó« ist aber nicht eine auf Mexiko fixierte Band. Genauso wie sie ihre eigenen Verhältnisse kritisiert, greift sie zum Beispiel in dem Lied »Salvame« die Außenpolitik der USA von der Vergangenheit in Vietnam bis in die Gegenwart an. Besonderes an der Band ist, dass sie es schafft, ihre Musik in eine internationale Sprache zu packen und zwei Konzertstunden wie im Nu verfliegen.