Mensch in der Unmenschlichkeit
Kultur- und Bildungszentrum in Weißensee ehrt seinen Namensgeber Raoul Wallenberg
Er war Architekt, Diplomat und Humanist. Zwischen Juni 1944 und Januar 1945 rettete er als schwedischer Legationsrat in dem von den Nationalsozialisten besetzten Budapest zehntausende Jüdinnen und Juden vor der Deportation in die Konzentrationslager und somit vor dem sicheren Tod. Vergangenen Samstag wäre Raoul Wallenberg 100 Jahre alt geworden.
Den Geburtstag des am 4. August 1912 in Stockholm geborenen Sohns einer bekannten Bankiersfamilie nahm das nach ihm benannte Weißenseer Kultur- und Bildungszentrum (KuBiZ) zum Anlass, mit einer Gedenk- und Kulturveranstaltung über ihn und seine mutigen Taten zu informieren. »Das Gedenken an Raoul Wallenberg aufrechtzuerhalten ist für uns ein wichtiges Anliegen. Unter Einsatz seines Lebens rettete er tausende von Menschen jüdischen Glaubens. Seine Zivilcourage hat auch heute noch Vorbildfunktion«, erklärt Jens Herrmann, einer der Organisatoren der Veranstaltung. Ein vielfältiges Programm ermöglichte es den Besuchern, sich mit verschiedenen Aspekten des Lebens und Handelns Wallenbergs auseinanderzusetzen. Auch für musikalische Unterhaltung wurde gesorgt. So spielten Bands traditionelle Klezmer-Musik und die Gruppe »Fayvish« gab jiddisch Pop-Rock zum Besten.
Die in Zusammenarbeit mit der Initiative Raoul Wallenberg konzipierte Ausstellung »Raoul Wallenberg in Budapest«, die dauerhaft im KuBiZ zu sehen sein wird, beschäftigt sich mit seinem Wirken als schwedischer Gesandter in Ungarn. Mit Unterstützung der schwedischen Regierung schützte der Diplomat die von Tod und Verfolgung bedrohten Juden mit Schutzpässen und durch die Einrichtung von insgesamt 30 Schutzhäusern in Budapest. Besitzer eines Schutzpasses konnten nachweisen, dass sie nur auf die Ausstellung wirklicher Pässe und die Abreise nach Schweden warteten.
Bis dahin standen sie unter dem Schutz der königlich schwedischen Gesandtschaft und wurden in den »Schwedischen Häusern« mit Medikamenten und Lebensmitteln versorgt. In einer Lesung mit Mitgliedern der Initiative Raoul Wallenberg wurde der bis heute ungeklärte Verbleib Wallenbergs nach Kriegsende thematisiert. Nach der Befreiung der ungarischen Hauptstadt durch die Rote Armee im Frühjahr 1945 wurde Wallenberg vom sowjetischen Geheimdienst wegen angeblicher Spionage für die USA verhaftet. Danach verliert sich seine Spur. »Bis heute fehlen uns wichtige Akten, die über die Umstände seines Verschwindens aufklären könnten«, sagt Helga Burchhardt von der Initiative. »In jedem Fall ist Raoul Wallenberg als Gerechter unter den Völkern in die Geschichte eingegangen. Es liegt an uns, sein Andenken in diesem Sinne zu bewahren«, so Burchhardt.
Weitere Informationen: www.kubiz-wallenberg.de
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