Minister als Strichmännchen

Brandenburgs Finanzressort erklärt der Jugend, wo auf dem Dorf das Geld herkommt

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Brandenburg hat das Wahlalter 16 eingeführt, nun folgt die staatsbürgerliche Bildung: In einer jugendgerechten Broschüren-Reihe erklärt das Potsdamer Finanzministerium die Grundbegriffe des Staatshaushaltens. Hamburg möchte dem Beispiel offenbar folgen.
Finanzminister Markov gezeichnet
Finanzminister Markov gezeichnet

Während beim Thema Staatsfinanzen eine schwer verständliche Hiobsbotschaft die andere jagt, soll in Brandenburg jedes Kind die Finanzen verstehen, zumindest die des eigenen Dorfes. Staatssekretärin Daniela Trochowski stellte deshalb das neue Heft der »Kinderleicht«-Serie vor. Die Broschüre soll Kindern das Wesen der Kommunalfinanzen nahebringen.

Auf gut 30 Seiten, bunt bebildert, erfährt das brandenburgische Schulkind etwas über Geschichte, Wesen, Zusammensetzung und Ausgabeprinzipien der kommunalen Etats. Wie auch schon in den »Kinderleicht«-Broschüren zuvor hat Finanzminister Helmuth Markov (LINKE) in diesem Heft als Strichmännchen einen Auftritt. Er führt gleichsam durchs Programm und erzählt, was Kommunen überhaupt sind, wie viele es gibt, wer das Sagen hat und welche Aufgaben Kommunen wahrnehmen.

Der Erfolg der vorherigen Broschüren »Landeshaushalt - was ist das denn?« und »Steuern - was ist das denn« sei Anlass gewesen, die Serie fortzusetzen, sagte die Staatssekretärin. Das Haushalts-Heft sei bereits vergriffen, das Steuern-Heft bis auf wenige Exemplare ebenfalls. Mit diesen Druckerzeugnissen wende sich das Finanzministerium an Schüler der 7. und 8. Klasse. Die Hefte könnten in den Fächern Politische Bildung sowie Wirtschaft, Arbeit und Technik eingesetzt werden. Die Schulen greifen begierig zu. Die Broschüre kostet sie nichts. Das Ministerium verausgabt pro Exemplar 60 Cent.

Brandenburg habe das Wahlalter mit 16 eingeführt, um so wichtiger sei es, die Entscheidung Jugendlicher bei Abstimmungen auf eine möglichst sachkundige Grundlage zu stellen, heißt es. Nur wer Bescheid wisse, könne reagieren, sinnvoll fordern und lasse sich nicht mit Phrasen wie »Es ist kein Geld da« leicht abspeisen. Es sei in dem Heft, das in einer Auflage von 20 000 Stück erschienen ist, darum gegangen, den Lesern die Mechanismen der Kommunalfinanzen zu erläutern.

Die »Kinderleicht«-Hefte haben auch in anderen Bundesländern Aufmerksamkeit erregt. Aus Hamburg sei die Anfrage gekommen, ob man Aufbau und Struktur nachmachen und den Inhalt für die Hansestadt Hamburg »aufbereiten« könne, berichtete Daniela Trochowski stolz. An einem Quiz, der das Heft abschließe, können sich Kinder und Jugendliche im Internet beteiligen. Als Preise winken ein iPod und ein Tag auf dem Landgestüt in Neustadt (Dosse).

Die mitunter schwierige finanzielle Lage der Kommunen werde nicht ausgeklammert, doch von »flächendeckend verzweifelt« könne keine Rede sein, unterstrich die Staatssekretärin. In den vergangenen Jahren habe sich das Defizit kommunaler Haushalte in engen Grenzen gehalten, wenn auch die Kassenkredite in einigen Fällen tatsächlich »relativ hoch« liegen.

Markov habe zunächst überredet werden müssen, als Strichmännchen in Erscheinung zu treten, erzählte Trochowski. Doch als unkonventionelle Figur sei er inzwischen »anerkannter Bestandteil der Broschüre«.

Natürlich habe die Darstellung kindgerecht vereinfacht werden müssen und das detailreiche und komplizierte Einkommenssteuergesetz werde in der »Kinderleicht«-Serie nicht erläutert, so die Staatssekretärin. Das letzte Heft soll es nicht gewesen sein. Ob die Finanzkrise oder die Euro-Problematik der nächste Gegenstand sein werde, ließ sie offen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal