Den Dummen eine Chance

Andreas Fritsche glaubt ans Recht der Mittelmäßigen

  • Lesedauer: 2 Min.

Endlich vorbei sind die Zeiten, in denen sich Unternehmer unter Dutzenden Bewerbern für eine Lehrstelle einen eigentlich für die Anforderungen zu klugen jungen Menschen aussuchen konnten. Auch die Mittelmäßigen und sogar die Unterdurchschnittlichen bekommen dank des demografischen Wandels in Deutschland hoffentlich über kurz oder lang wieder die Chance, einen Beruf zu erlernen und sich ihre Brötchen zu verdienen. Einige überhebliche Personal- und Firmenchefs müssen das zwar erst noch begreifen. Ihnen wird aber letztendlich gar nichts anderes übrig bleiben.

Sicher ist es unbequem, einem Handwerkslehrling erst noch mathematische Formeln beibringen zu müssen, die er eigentlich aus der Schule kennen sollte. Aber wenn es nicht anders geht, dann wird der Lehrmeister das tun. Wenn der Lehrling begriffsstutzig ist, dauert es etwas länger. Hauptsache wäre doch aber, dass er sich anstrengt und geschickt ist. Auf solche Tugenden sollte wieder Wert gelegt werden. Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) hat ganz recht, wenn sie ermahnt, nicht nur auf die schlechten Noten der Bewerber zu sehen, wenn es keine anderen Interessenten gibt.

Andererseits könnte auch die Politik etwas mehr tun, als gute Ratschläge zu geben. Die Lehrer trifft keine Schuld. Die Mängel des Bildungswesens sind lange bekannt. Klassen verkleinern, mehr Pädagogen einstellen - das würde freilich etwas kosten. Alle Kinder bis zur 8. oder 10. Klasse gemeinsam lernen zu lassen und nicht nur bis zur 6., das wäre sogar ohne Mehraufwand möglich.

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