Säbelrasseln

Kommentar von Olaf Standke

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Spekulationen um einen präventiven israelischen Militärschlag gegen iranische Atomanlagen gehören schon seit geraumer Zeit zum Krieg der Worte zwischen Tel Aviv, Washington und Teheran. Dass sie gerade wieder besonders große Schlagzeilen machen, hängt nicht zuletzt mit dem Wechsel auf dem Posten des israelischen Heimatschutzministers zusammen: Avi Dichter, einst Chef des Inlandsgeheimdienstes Schin Beth, gilt als Hardliner. Er hat unmittelbar vor seinem Amtsantritt dringend empfohlen, das Land »sollte sich mit Angriffskapazitäten ausstatten«. Sein scheidender Vorgänger sprach jetzt unverblümt von Vorkehrungen für einen 30-tägigen Krieg mit rund 500 Toten. Was man von solchen Voraussagen zu halten hat, zeigte der Libanon-Feldzug vor sechs Jahren. So gibt es in Israel auch eine Fraktion der Mahner und Protestaktionen der Friedensbewegung, die vor den desaströsen Folgen eines möglichen Gegenschlags warnen. Ein Krieg gegen Iran würde zudem Milliarden kosten, bei einer ohnehin schwächelnden Wirtschaft.

Natürlich hängt die Regierung Netanjahu ohnehin am Tropf der USA. Dort gibt es Sicherheitsexperten, die einen Angriff noch vor den Wahlen für möglich halten. Die Obama-Regierung sieht offiziell noch immer Raum für diplomatische Lösungen im Streit um das iranische Nuklearprogramm, wie Pentagon-Chef Panetta jetzt erklärte. Sollte sie tunlichst auch, denn die Gefahr eines nahöstlichen Flächenbrandes wäre sonst enorm. Nur bleibt die Frage, welche Eigendynamik dieses Thema in der heißen Phase des Präsidentschaftswahlkampfes noch gewinnt.

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