Der Körper streikt

Rekord-Handballerin Grit Jurack muss ziemlich plötzlich mit 34 Jahren ihre Karriere beenden

  • Sandra Degenhardt, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine große deutsche Handballkarriere ist zu Ende gegangen. Rekordnationalspielerin Grit Jurack muss vorzeitig und unfreiwillig das Parkett verlassen. Ein schwerer Knorpelschaden in der Schulter zwingt sie zum sofortigen Stopp.

Am Ende forderte die jahrelange Belastung auch von Grit Jurack ihren Tribut. Ein schwerer Knorpelschaden in der linken Schulter zwingt die erfolgreichste deutsche Handballerin zum sofortigen Karriereende. »Es ist sehr traurig. Eigentlich wollte ich selbst den Zeitpunkt des Aufhörens bestimmen, nun kommt es leider doch anders. Aber ich kann auf 20 fantastische Jahre mit vielen Höhen und wenigen Tiefen zurückblicken«, sagte die 34-Jährige am Mittwoch.

Ursprünglich wollte die wurfgewaltige Linkshänderin noch bis Juni 2013 für ihren dänischen Club Viborg HK auf Torejagd und dann in Handball-Rente gehen. Bei einer Arthroskopie kam nun jedoch die niederschmetternde Nachricht. »Der Schaden ist immens. Die Ärzte haben mir eindeutig zu verstehen gegeben, dass es mit Blick auf mein restliches Leben besser ist, sofort aufzuhören«, erzählte die gebürtige Leipzigerin und wirkt dabei gefasst. Nach dem Verpassen der Olympiaqualifikation hatte sie Ende März bereits ihren Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekanntgegeben.

Sie wird nun in Viborg, wo sie seit 2004 lebt, erst einmal bei einer Wohnungsgesellschaft in der Marketingabteilung arbeiten, ist aber auch für andere Wege offen. »Ich hoffe, es warten neue Herausforderungen auf mich. Ich würde gerne im Bereich meines Sportmanagementstudiums arbeiten«, meinte die Ausnahme-Handballerin. »Es ist wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht ohne Vorwarnung«, stellte Jurack auf der Internetseite ihres Vereins fest.

Halt in der schweren Zeit findet sie bei ihrem Freund Michael und ihrem zweijährigen Sohn Lukas. »Natürlich ist es hart für mich, denn mit so einem plötzlichen Ende hat niemand gerechnet. Aber ich habe die beiden ganz eng an meiner Seite und sie zeigen mir, dass es so viel Wichtigeres gibt als noch ein Jahr Handball«, sagte Grit Jurack. Nach der Geburt des Wunschkindes am 4. Februar 2010 hatte sie nur eine Pause von 65 Tagen eingelegt, um dann im Halbfinale der Champions League wieder zurückzukehren und später ihren dritten Triumph in der Königsklasse zu feiern.

Der Name Grit Jurack steht im deutschen Frauenhandball für eine Vielzahl von Rekorden. 305 Mal lief sie im Trikot des Deutschen Handballbundes (DHB) auf, so oft wie keine andere. Dem »300er« Club gehörten bis dato nur Männer an - Frank-Michael Wahl (344), Klaus-Dieter Petersen (340) und Christian Schwarzer (318). Mit 1579 Toren führt die Diplom-Sportwissenschaftlerin auch die interne DHB-Rangliste an. Fünfmal wurde sie zur Handballerin des Jahres gekürt. Ihr größter Auswahlerfolg war der Gewinn von WM-Bronze 1997 und 2007, wo sie auch zur WM-Torschützenkönigin avancierte und ins Allstar-Team gewählt wurde.

Auf Vereinsebene eilte Grit Jurack auch von Erfolg zu Erfolg. 2006 gewann sie als erste Deutsche die Champions League. Das konnte sie mit Viborg, für das sie 1027 Tore warf, zweimal (2009 als Torschützenkönigin und 2010) wiederholen und gewann noch die Vereins-EM (2006) sowie vier dänische Meisterschaften und drei Pokalsiege. Mit Ikast Bording (Dänemark) wurde sie EHF-Cup- und Pokalsiegerin. Mit dem HC Leipzig, für den sie von 1993 bis 2001 spielte, heimste sie zwei Meisterschaften und Pokalsiege ein.

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