Mal blank, mal stark wie Drahtseile

Was wir über unsere Nerven sagen - oft, ohne darüber nachzudenken

  • Walter Schmidt
  • Lesedauer: ca. 5.0 Min.

»Himmel«, sagt ein gestresster Mensch, »gestern war ich aber echt kurz vor einem Nervenzusammenbruch!« War er natürlich in der Regel ganz und gar nicht, sondern allenfalls genervt - auch das so ein seltsames Wort über unsere nervösen Leitungsbahnen im Körper, denn zum Glück sind wir Menschen alle »genervt«, also mit Nerven durchzogen, weil wir sonst wie ein dumpfer Fleischklops empfindungslos und wie gelähmt in der Gegend herumlägen. Von einem Nervenzusammenbruch im klinischen Sinne aber spricht man nur, wenn jemand eine extreme seelische Belastung mit seinen Mitteln nicht mehr meistern kann und dann völlig betäubt wirkt, oder im nächsten Moment »völlig ausflippt«, wie der Volksmund sagt, also zwischen Ohnmacht, Trauer und Wut extrem hin und her schwankt.

Die Reaktionen unserer Psyche auf äußere Anforderungen - bisweilen auch auf äußerste - haben einen bunten Strauß an Redensarten hervorgebracht, derer wir uns ständig bedienen, ohn...


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