Streit um Seefestspiele

»Carmen« hatte Premiere

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa). Mit der Weltoper »Carmen« gehen die Berliner Seefestspiele in ihre zweite Saison - und vermutlich in ihre letzte. Grund ist ein Streit um Umweltauflagen. Die Hauptstadt könnte das Kulturevent deshalb verlieren.

Das Publikum hatte schon Platz genommen, da erschien auch endlich ein ziemlich mürrischer Volker Schlöndorff. »Schauen Sie sich diese Kulisse an«, sagte der Regisseur wehmütig und zeigte auf den Berliner Wannsee als pittoreske Theater-Kulisse. Dann fing das Orchester der Kammerakademie Potsdam an zu spielen.

Am Donnerstagabend feierte am Wannsee »Carmen« Premiere, die Oper der diesjährigen Berliner Seefestspiele. Schlöndorff führt Regie. Aber so richtig glücklich war der Oscar-Preisträger (»Die Blechtrommel«) zum Auftakt nicht. Auch wenn die meisten der 3200 Zuschauer begeistert von der Inszenierung des weltbekannten Eifersuchtsdramas waren. Für die schlechte Stimmung hatte ein bizarrer Streit im Vorfeld gesorgt.

Konzertveranstalter Peter Schwenkow will nämlich die erst 2011 initiierten Seefestspiele künftig anderswo aufführen. Der Grund sind Meinungsverschiedenheiten mit dem Senat über Umweltauflagen. Weil die Bühne einige Meter zu weit in die sogenannte Trinkwasserschutzzone des Wannsees ragte, musste sie schmaler gebaut werden. Dabei gingen laut Schwenkow einige hundert Plätze verloren und - bei Ticketpreisen zwischen 30 und 80 Euro - mehrere hunderttausend Euro.

Bis zum 2. September stehen insgesamt zwölf »Carmen«-Aufführungen auf dem Programm. Aber selbst wenn alle ausverkauft sein sollten, werden die Seefestspiele ein saftiges Minusgeschäft bleiben, da ist sich Veranstalter Schwenkow sicher. Die Berliner Umweltbehörde bleibt indes hart und betont, es gehe ums Prinzip.

Aus einem ähnlichen Grund wären 2011 beinahe die ersten Berliner Seefestspiele gescheitert. Damals sollte Mozarts »Zauberflöte« eigentlich mitten auf dem Wasser aufgeführt werden, wie man es von anderen Seefestspielen kennt. Die Bühne musste vom Wasser ans Ufer verlegt werden. Trotzdem kamen dann doch mehr als 40 000 Besucher zu den Aufführungen.

Schlöndorff empfindet die Posse schon mehr als peinlich für eine Kulturmetropole. Der Streit um ein paar Meter Bühnenfläche mehr oder weniger setze dem Debakel um den neuen Hauptstadtflughafen noch die Krone auf, sagte der Regisseur.

Er hoffe, dass sich der Senat vielleicht noch umstimmen lasse. Wenn nicht, wäre das aber auch kein Drama. Die Weltoper »Carmen« jedenfalls kann man regelmäßig auch woanders in der Hauptstadt sehen.

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