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Lieber Karl als Mehmet

Christian Klemm über die Benachteiligung von Zuwanderern auf dem Arbeitsmarkt

  • Lesedauer: 2 Min.

Dass Vermieter in Deutschland ihre Wohnung nur ungern an Ausländer vermieten, dürfte bekannt sein. Dass Zuwanderer auch auf dem Arbeitsmarkt als Menschen zweiter Klasse gelten, ist deshalb auch keine Überraschung. Bestätigt wurde diese Benachteiligung jüngst durch eine Antwort des Bundesministerium für Arbeit und Soziales. 2011 waren demnach 14,6 Prozent der Ausländer ohne Arbeit; die Quote betrug bei Deutschen 6,4 Prozent. Die Benachteiligung von Zuwanderern ließe sich noch auf andere Lebensbereiche übertragen. Wer angesichts der neuen Zahlen noch immer von gelungener Integration faselt, will entweder die Realität verschleiern oder lebt im Wolkenkuckucksheim.

Dabei waren Ausländer einst gern gesehene Arbeitskräfte. Nämlich kurz nachdem sich Deutsche zu Herrenmenschen erklärt und Europa in Schutt und Asche gelegt hatten. Für Arbeit in den Fabriken und Zechen waren Türken, Griechen und Italiener gut genug. Doch heute gibt wieder genug deutsche Arbeitswillige - und die haben Vorrang. Lieber Karl als Mehmet, nach diesem Grundsatz handeln viele Chefs, wenn neue Mitarbeiter eingestellt werden. Denn Ausländer sind ungebildet, faul und nur bedingt in der Lage, die deutsche Sprache zu lernen, so das Vorurteil.

Anonyme Bewerbungen könnten die Nachteile für Ausländer auf dem Arbeitsmarkt zumindest mildern. Oft fehlt es ihnen aber auch an einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Deshalb muss die Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) Geld in die Hand nehmen und Zuwanderer qualifizieren. Sonst bleibt die hohe Arbeitslosigkeit ein Dauerzustand.

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