Glänzend im Zwielicht

Gottfried John 70

  • Lesedauer: 2 Min.

Was ist das Gesicht? Maske? Seines scheint Spiegel zu sein. Kampf. Viel Kampf. Schläge. Verwitterung. Grundgesetz der Existenz: Mit allem, was man so hat, immer nur dorthin langen, wo es weh tut. Sagt das Leben und haut zu. Sagt auch der Geprügelte und haut zurück.

Der Schauspieler Gottfried John (Foto: dpa) ist ein Heimkind. »Jaider - der einsame Jäger«, so hieß die Titelrolle in seinem ersten Fernsehfilm, und ein einsamer Jäger scheint er geblieben zu sein. Einsame Jäger sind die Heroen der Gruppenbildung. Einsame Jäger wollen mit allem Sehnen und kit allen Sehnen das Rudel - und sprengen es.

Er war Schauspieler bei Rainer Werner Fassbinder, er hat das Zwielichtige, das Gegerbte, er hat das in Beidem verkapselte Verletzliche zu bestechender filmischer Wirkung gebracht. In der 14-teiligen Döblin-Verfilmung »Berlin Alexanderplatz« gab er den Biberkopf-Freund Reinhold, den Harten, den Durchsetzungsfiebrigen, den Messerscharfen. Und im James-Bond-Film »Golden Eye« gab John den russischen General Ouromow - ein Bösewichts-Glanzpunkt. In Schlöndorffs »Der Unhold« spielte er neben Malkovich, in »Proof of Life« neben Meg Ryan und Russell Crowe.

Johnse Laufbahn belegt das Schicksal des deutschen Kino-Charakters: Die deutsche Spieler-Aura ist international offenkundig am erfolgreichsten, wenn sie sich als eine des geradezu tänzerisch Verworfenen, des schillernd Verruchten beweist. Gottfried John: einer, der zwischen den Fronten das farbigste Leben entdeckt - heute wird er 70 Jahre alt. hds

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal