Mörder eines Obdachlosen auf der Flucht

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Ein verurteilter Mörder ist aus dem offenen Vollzug der Haftanstalt Wriezen (Märkisch-Oderland) geflohen. Der 21-Jährige gelte für die Öffentlichkeit aber nicht als gefährlich, sagte gestern ein Sprecher der Polizeidirektion Ost. Der Flüchtige sei am Montag nicht mehr ins Gefängnis zurückgekehrt. Nach Angaben des Justizministeriums sollte er im Juli 2013 vorzeitig entlassen werden.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte, der 21-Jährige sei im April 2008 mit einem Komplizen wegen Mordes an einem Obdachlosen in Frankfurt (Oder) zu einer Jugendstrafe von je acht Jahren verurteilt worden. Das Landgericht hatte es als erwiesen angesehen, dass die beiden damals 16-Jährigen ihr Opfer 2007 schwer misshandelten und anschließend in einem Park in einen Teich warfen. Der Obdachlose ertrank. Die Täter hatten dem Mann 3,30 Euro und sechs Zigaretten gestohlen.

Der 21-Jährige sei nach ersten Erkenntnissen seit Juli im offenen Vollzug, erläuterte ein Sprecher des Justizministeriums. Das bedeutete, dass der 21-Jährige tagsüber ohne Bewachung außerhalb des Gefängnisses eine Berufsausbildung absolvieren durfte und abends zurückkehren musste. »Er hatte eine hervorragende Sozialprognose.« Deswegen seien ihm Lockerungen und der offene Vollzug gewährt worden. Zuvor habe der junge Mann von 2008 bis 2011 eine Therapie absolviert. Er habe sich so entwickelt, dass er als nicht mehr gefährlich gelte, sagte der Sprecher. Warum er sich aus dem Staub machte, sei unklar. Der aktuelle Fall sei der vierte in diesem Jahr, in dem Häftlinge entwichen sind - drei Mal aus dem offenen Vollzug, ein Mal bei einer bewachten Ausführung. 2011 gab es sechs Fälle, 2010 keinen.

»Die Erweiterung des offenen Vollzugs in Brandenburg muss sofort gestoppt werden«, verlangte der Landtagsabgeordnete Danny Eichelbaum (CDU). »Mehr offener Vollzug bedeutet mehr Gefängnisausbrüche.«

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