nd-aktuell.de / 31.08.2012 / Politik / Seite 7

Trauer um Alexander

Südafrika würdigt Anti-Apartheid-Aktivisten

Armin Osmanovic, Johannesburg
Südafrikas Kämpfer gegen die Apartheid trauern um einen ihrer langjährigen Weggefährten - Neville Alexander, der am Montag im Alter von 75 Jahren einem Krebsleiden erlegen war (»nd« berichtete).

Präsident Jacob Zuma würdigte Neville Alexander als »Pionier in der Sprachenpolitik, gerade was die Spannung zwischen Mehrsprachigkeit und der Hegemonie des Englischen anbelangt«. Auch Bildungsminister Blade Nzimande würdigte den »linken Intellektuellen und Aktivisten«.

Neville Alexander hatte an der Universität Kapstadt Geschichte und Deutsch studiert. Anschließend ging er nach Europa, wo er 1961 in Tübingen zu Deutschlandstudien promovierte, nachdem er dort ein Stipendium erhalten hatte.

Der Sprachwissenschaftler gehörte zu den Gründern der National Liberation Front, die wie der Afrikanische Nationalkongress (ANC) gegen das weiße Apartheidregime kämpfte. 1964 wurde er des Hochverrats und der Sabotage schuldig gesprochen. Zehn Jahre seines Lebens brachte Alexander auf der Gefängnisinsel Robben Island vor der Küste Kapstadts zu.

Zur selben Zeit war dort auch Nelson Mandela, später Südafrikas erster freigewählter Präsident, inhaftiert. Auf Robben Island begannen die Gefangenen eine Art Selbststudium. Alexander unterrichtete sie in Geschichte, Mandela lehrte Jura. Später sprach man deshalb von der »Universität von Robben Island«.

Nach seiner Freilassung 1974 schloss Alexander sich der Black- Consciousness-Bewegung von Ste- ve Biko an. Im neuen Südafrika lehrte Alexander an der Universität Kapstadt. Er setzte sich vor allem für die Gleichberechtigung der Sprachen in seinem Land ein. Südafrika habe zwar elf offizielle Landessprachen, jedoch fürchtete er die Verdrängung der afrikanischen Sprachen durch das Englische. Englisch gilt auch in Südafrika als modern und als Türöffner in die globalisierte anglophone Welt. Nichtenglischen Muttersprachlern werde dadurch aber ihre Würde genommen, sagte Alexander.