nd-aktuell.de / 07.09.2012 / Politik / Seite 4

Sachlich

Nicoley Baublies ist Chef der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO

Aert van Riel

Erst seit fünf Monaten steht Nicoley Baublies an der Spitze der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO, welche die Interessen von Stewardessen und Stewards vertritt. Unerfahren wirkt der 39-Jährige, der den ersten Streik der rund 18 000 Flugbegleiter bei der Lufthansa anführt, allerdings nicht. Er sitzt seit 2008 in der Tarifkommission der Lufthansa. Dort hatte Baublies auch schon Kontakt mit seinen jetzigen Verhandlungspartnern. Der UFO-Chef gehört nicht zu jenen, die bei Tarifverhandlungen versuchen, ihren Forderungen lautstark Nachdruck zu verleihen. Vielmehr gilt Baublies als freundlich und zugewandt. Dies ist das oberste Gebot für das Kabinenpersonal, das er offensichtlich auch außerhalb des Flugzeugs verinnerlicht hat. Unterschätzen sollte man ihn deswegen aber nicht. Der Gewerkschafter setzt auf Argumente. Dabei gilt der gebürtige Baden-Württemberger als kompromissbereiter »Reformer«, der nach einem internen Streit der UFO an die Spitze gerückt war.

Der frühere Waldorfschüler hatte vor einigen Jahren wohl nicht einmal im Traum daran gedacht, einmal ein im Rampenlicht stehender Gewerkschaftsfunktionär zu werden. Der kurzhaarige Mann mit der tiefen Stimme hat Anglistik und Politikwissenschaft studiert. Nach seinem Abschluss stieg er bei einer Internetfirma ein, wo er Werbeagenturen bei der Gestaltung ihrer Webseiten beriet. Als die Agentur in Schwierigkeiten geriet, wechselte Baublies im Jahr 2004 zur Lufthansa. Dort machte er schnell Karriere. Heute ist Baublies Chef des Kabinenpersonals und bildet selbst aus. Wenn er von »seiner Lufthansa« spricht, wird deutlich, wie groß seine Identifikation mit dem Kranich-Unternehmen ist.

Baublies will die Jobverlagerung in eine Billigtochter verhindern. »Wir wären dann nicht mehr die Lufthansa«, sagt er. Die Gewerkschaft fordert außerdem in den Verhandlungen fünf Prozent mehr Lohn und das Ende der Leiharbeit. Die Arbeitgeberseite bietet dagegen bei einer längeren Laufzeit eine Lohnerhöhung von 3,5 Prozent, plant aber eine konzerninterne Billigtochter und will die Gehaltsstufen abflachen.