Ganz witzig, aber nicht lange lustig

PARTYSPIEL: Speed Dating

  • Heiko Frings
  • Lesedauer: 2 Min.
Ganz witzig, aber nicht lange lustig

Partyspiele gibt es viele. Die meisten dieser seichten Gattung verlangen von uns, vor Freunden oder Fremden Faxen zu machen. »Speed Dating« ist anders.

Wie der Name schon sagt, dreht es sich darum, schnell den passenden Partner fürs Leben zu finden. Zufällig gezogene Kärtchen bestimmen den Namen, das Alter, den Beruf und die Hobbys der Spielcharaktere, in deren Rolle wir für eine Runde schlüpfen. Ein Klick auf den mitgelieferten digitalen Timer, und der Countdown beginnt: Nun haben wir und unser Gegenüber 45 Sekunden Zeit, uns einander vorzustellen.

Reihum lernen wir so auch die übrigen Charaktere kennen und müssen dann entscheiden, welcher am besten zu uns passt. Doch nur die Hobbys rund ums »Reisen« lassen sich zweifelsfrei einer Kategorie zuordnen. Bei »Sport«, »Kultur«, »Freizeit«, »Esoterik« und »Nerdstuff« - zu Deutsch: Zeitvertreib für Sonderlinge - bleibt die Tür für Interpretationen sperrangelweit offen. Sind Comics Kultur oder Nerdstuff? Nach Meinung des Autors Kultur. Umgekehrt sind für ihn aber sowohl Politik als auch Wetterbeobachtung Nerdstuff. Dafür findet sich »Witze reißen« in der Kategorie Freizeit und Jonglieren unter Sport. Wer will da die richtige Auswahl treffen?

So entwickeln sich beim Speed Dating zwar witzige Dialoge, und auch die nicht aktiv beteiligten Spieler sind allzeit gefordert. Doch wegen der verschwommenen Themenkategorien bleibt der Merkspielansatz mager und das Speed Dating nur so lange lustig, wie man es nicht ernstlich zu spielen versucht. Und auch das noch: Einmal aktiviert, lässt sich der Timer nur abschalten, indem man mit einem extra kleinen Feinmechanikerschraubenzieher die - immerhin mitgelieferte - Batterie entfernt.

»Speed Dating«, von Marcel-André Casasola Merkle, Kosmos, für drei bis sechs ab 12 Jahren, ca. 23 Euro.

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